EU macht´s möglich: Kredite aus dem Ausland bald leichter zu bekommen
Der europäische Binnenmarkt ist in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht zusammengewachsen. In Zukunft soll auch grenzüberschreitender Kreditverkehr kein Problem mehr sein. So sollen deutsche Verbraucher beispielsweise einen Kredit in Spanien oder Finnland aufnehmen können – unter deutlich vereinfachten Bedingungen.
Durch eine neue Richtlinie wird es nach Angaben des Bundes der Verbraucherzentralen künftig möglich sein, durch das Ausfüllen eines einzigen Formulars rechtliche Unterschiede zwischen den EU-Staaten zu überwinden und Verbraucherkredite mit einem Volumen von 200 bis hin zu 75.000 Euro aufzunehmen. Kreditnehmern steht dabei ein 14tägiges Widerrufsrecht zu, wie es in Deutschland grundsätzlich üblich ist.
Ein Kredit aus dem Ausland kann sich nach Einschätzung von Vermittlern und Verbraucherschützern durchaus lohnen: Die Zinssätze für nicht grundpfandrechtlich besicherte Darlehen variierten im vergangenen Jahr zwischen sechs Prozent im günstigsten EU-Staat Portugal und zwölf Prozent im teuersten Mitgliedsland Finnland. Deutschland bewegte sich dabei mit einem durchschnittlichen Sollzinssatz von acht Prozent im Mittelfeld.
Experten zweifeln allerdings daran, dass sich an der Preissituation für deutsche Kreditnehmer tatsächlich gravierendes ändern wird. Viele ausländische Banken sind schon jetzt mit Zweigniederlassungen in der Bundesrepublik tätig. Darüber hinaus ist der Wettbewerb auf dem deutschen Markt für Verbraucherkredite traditionell sehr intensiv, wodurch sich die Sollzinsen auf einem verhältnismäßig günstigen Niveau bewegen.
Bislang ist nicht abschließend geklärt, wie die ausländischen Banken, so sie denn Geschäfte mit deutschen Staatsbürgern unterhalten, deren Bonität einschätzen werden. Diese ist bei der Bemessung des Sollzinses von zentraler Bedeutung. Kreditexperten gehen davon aus, dass in Zukunft auch ausländische Banken Zugriff auf die Daten deutscher Auskunfteien bekommen werden, wobei die rechtlichen Rahmenbedingungen in dieser Hinsicht noch nicht geklärt sind. Auch die Vorgehensweise bei Zahlungsausfällen ist noch nicht absehbar – eine Kooperation der ausländischen Banken mit hiesigen Inkassounternehmen erscheint als die plausibelste Lösung.
Immobilienfinanzierungen sind von der neuen Richtlinie gänzlich ausgenommen. Der Markt für grundpfandrechtlich besicherte Darlehen in der Bundesrepublik wird sich somit vorerst nicht strukturell ändern – angesichts der auch in einigen europäischen Staaten geplatzten Immobilienblase sehen Experten hierin keinen Nachteil.
Fazit: Was die neuen Auslandskredite dem deutschen Verbraucher tatsächlich bringen, ist ebenso ungewiss wie der Zeitpunkt, an den die ersten Darlehen tatsächlich ausgereicht werden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 27.08.2008 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 27.08.2008
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Schlagwörter: EU, europäische Binnenmarkt, Kredite, Ausland, deutsche Kreditnehmer
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