Banken senken Hypothekenzinsen - Experten rechnen mit weiteren Schritten
Die Zinsen für Baufinanzierungen im Euroraum sind in den zurückliegenden Tagen den Angaben verschiedener Finanzierungsvermittler, darunter die in München ansässige Marktführer Interhyp, deutlich um mehr als zehn Basispunkte zurückgegangen. Hypotheken bis zu einem Beleihungsauslauf von sechzig Prozent sind den Angaben zufolge wieder zu Sollzinsen unter fünf Prozent erhältlich. Nach Einschätzung von Volkswirten wird das Zinsniveau in den kommenden Monaten weiter absinken.
Grund für die aus Sicht von Bauherren und Eigentümern günstige Entwicklung ist nach Ansicht der Experten die sich abkühlende konjunkturelle Entwicklung, die disinflationäre Tendenzen mit sich bringt, die durch den Rückgang der Preise für Rohöl in den letzten Wochen noch deutlich verstärkt werden dürften.
Die wirtschaftliche Dynamik lässt derzeit infolge der US-amerikanischen Finanz- und Hypothekenkrise weltweit nach. Wichtige Konjunkturindikatoren weisen auf einen Rückgang des BIP-Wachstums in China und Japan sowie in den USA und im Euroraum hin. Eine schwache Wirtschaftsentwicklung dämpft stets den gesamtwirtschaftlichen Preisdruck.
Die Inflationsentwicklung gilt unter Volkswirten als zentraler Bestimmungsfaktor für die künftige Entwicklung der Zinsen und damit auch der Belastung für Bauherren. Grund für die Signifikanz der Teuerungsrate ist die Haltung der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf ihre Geldpolitik. Die Notenbanker sehen Inflation als Gefahr für die monetäre Stabilität und sind stets versucht, inflationäre Entwicklungen durch eine restriktive Geldpolitik – und damit eine Anhebung der Leitzinsen – einzudämmen. Erst im Juni hatte die EZB angesichts der auf Rekordniveau befindlichen Teuerungsrate im Euroraum den Leitzins für die Versorgung der Kreditwirtschaft mit Liquidität um 25 Basispunkte angehoben. Der Schritt wurde von zahlreichen Experten, darunter dem Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, scharf kritisiert.
Durch den sich abzeichnenden Rückgang des Preisauftriebs wird die EZB Analysten zufolge schon in wenigen Monaten erste Zinsschritte nach unten vornehmen. Sollte sich der Rückgang der Preise an den Märkten für fossile Brennstoffe fortsetzen, wird die Inflationsrate gemessen am HVPI aufgrund der sehr hohen Vergleichsbasis schon gegen Ende des Jahres auf sehr niedrige Niveaus fallen, wodurch auch Zinssenkungen von mehr als 50 Basispunkten gerechtfertigt wären.
Bauherren und Eigenheimbesitzer, die auf der Suche nach einer Initial- oder Anschlussfinanzierung sind, sollten sich in Geduld üben und die Entwicklung der kommenden Monate abwarten. Der Abschluss von Forward-Darlehen wird derzeit von Finanzierungsexperten ebenso nicht angeraten wie eine lange Zinsbindung bei neu ausgereichten Darlehen.
Sollte sich die wirtschaftliche Entwicklung für einen langen Zeitraum signifikant verschlechtern, sind Zinsniveaus von unter vier Prozent Experten zufolge durchaus denkbar. Die Notenbanken versuchen traditionell, eine schleppende Konjunktur durch billiges Geld zu unterstützen –sofern nicht eine schnelle Geldentwertung diesem Ziel entgegensteht.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 28.08.2008 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 28.08.2008
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Schlagwörter: baufinanzierung, hypothekenzinsen, zinssenkung, bauherren, hypothekenkrise
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