Anschlussfinanzierung: Zinsen oft zu hoch
Viele Bankkunden zahlen bei Anschlussfinanzierungen für ihre Immobilienkredite Zinsen, die deutlich über dem Marktniveau liegen. Das berichtet unter anderem die Verbraucherzentrale Bremen. Banken machen sich dabei offenbar die Unerfahrenheit vieler Kunden zunutze: Da der Großteil der heute auslaufenden Hypothekenfinanzierungen kurz vor der Jahrtausendwende abgeschlossen wurde und die erste Zinsbindung über 10 Jahre nun ausläuft, fallen Zinssätze um die fünf Prozent immer noch günstiger aus als die Konditionen der ersten Finanzierung, weil in den Jahren 1999 und 2000 das Zinsniveau deutlich höher war als heute. Die Kunden nehmen die Angebote dann an und gehen davon aus, ein gutes Geschäft gemacht zu haben.
Ein Zinssatz von fünf Prozent ist in der gegenwärtigen Situation jedoch alles andere als günstig. Hypothekenfinanzierungen mit zehn Jahren Zinsfestschreibungen sind nach Angaben von Branchenkennern schon zu weniger als vier Prozent zu haben. Das gilt insbesondere für Darlehen, die binnen zehn Jahren getilgt werden. Das Zinsniveau an den Finanzmärkten ist derzeit sehr niedrig. Das liegt unter anderem an Maßnahmen der Europäischen Zentralbank, die Pfandbriefe aufkauft und somit die Refinanzierung von Immobilienkrediten für Banken deutlich billiger macht. Die von vielen Kunden zu viel gezahlten Zinsen summieren sich bei einer Darlehenssumme von 100.000 Euro nach einer Berechnung von Verbraucherschützer Arno Gottschalk (Verbraucherzentrale Bremen) schnell auf 10.000 Euro.
Eigentümer, deren Finanzierung in absehbarer Zeit ausläuft, sollten sich schon vor dem Gespräch mit der Hausbank nach Alternativen auf dem Markt umsehen und ggf. auch konkrete Angebote anderer Banken oder Finanzierungsvermittler mit ins Verhandlungsgespräch bringen. Keinesfalls sollte bis kurz vor Fälligkeit des ersten Darlehens gewartet werden, weil sich unter Zeitdruck kaum die besten Konditionen am Markt finden lassen.
Der Wechsel zu einer anderen Bank lohnt häufig, weil es zur Geschäftspolitik der Kreditinstitute gehört, Bestandskunden schlechter zu behandeln als Neukunden. Deshalb lassen sich die besten Zinsen oft nur durch einen Wechsel des Finanzierungspartners realisieren. Verbraucher sollten sich diesen Schritt von der Hausbank keinesfalls ausreden lassen. Oft argumentieren Banken mit Kosten, die durch den Wechsel entstehen. Diese fallen aber im Vergleich zu den Nachteilen, die ein überhöhter Zinssatz mit sich bringt, gering aus. Die Gebühren für eine Grundschuldabtretung bei Darlehen über 100.000 Euro betragen etwa 400 Euro und werden so durch einen niedrigeren Zinssatz binnen weniger Monate amortisiert.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 17.11.2009 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 17.11.2009
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Schlagwörter: Immobilienkredite, Anschlussfinanzierung, zu hohe Zinsen, deutlich über Marktniveau
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