Schuldenrausch: Weltweit steigen die Defizite
Die Defizite der öffentlichen Haushalte rund um den Globus ufern aus. Wie die OECD mitteilt, ist für die kommenden Jahre mit rekordverdächtigen Schuldenständen in Europa, den USA und in Japan zu rechnen. Damit sehen sich die etablierten Volkswirtschaften im Strudel einer Schuldenspirale, deren Ende niemand absehen kann.
Deutschland steht dabei trotz desolater Haushaltslage im internationalen Vergleich noch gut da. Die Bundesrepublik wird in diesem Jahr neue Schulden im Umfang von 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts machen. Im kommenden Jahr wird das Defizit der OECD-Berechnung nach auf 5,3 Prozent ansteigen. 2011 soll die Neuverschuldung dann bei 4,6 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen. Im vergangenen Jahr waren die öffentlichen Haushalte ausgeglichen.
Deutlich schlechter sieht es im Euroraum insgesamt aus. Nachdem schon im vergangenen Jahr das Defizit der Staaten mit dem Euro als Zahlungsmittel bei 2,0 Prozent der Wirtschaftsleistung gelegen hatte, werden es in diesem Jahr 6,1 Prozent sein. Im nächsten Jahr werden 6,7 Prozent neue Schulden aufgenommen, 2011 immer noch 6,2 Prozent. Binnen drei Jahren türmen die Euro-Länder somit Verbindlichkeiten im Umfang von 19 Prozent des europäischen Sozialprodukts auf. Der Europäische Stabilitätspakt sieht eine Neuverschuldung von maximal drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes im Jahr vor.
Die europäische Schuldenkrise fällt im Vergleich zur Haushaltslage in den USA noch moderat aus. Nachdem das Budgetdefizit der Amerikaner im letzten Jahr schon 6,5 Prozent des BIP betrug, werden in diesem Jahr 11,2 Prozent neue Schulden gemacht. Im kommenden Jahr sollen die Defizite dann mit 10,7 Prozent ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich liegen. 2011 werden die USA der OECD nach 9,4 Prozent des BIP als Schuldenneubetrag ausweisen. Binnen nur vier Jahren beläuft sich der Schuldenzuwachs in der größten Volkswirtschaft der Welt damit auf mehr als 37 Prozent des Inlandsproduktes.
Auch in Japan, das gemessen an der Gesamtverschuldung zu den Spitzenreitern (im negativen Sinne) der großen Volkswirtschaften gehört, wird das Bild von desolaten Haushalten bestimmt. Im letzten Jahr fiel die Neuverschuldung mit 2,7 Prozent noch vertretbar hoch aus. In diesem Jahr werden es 7,4 und im kommenden Jahr 8,2 Prozent werden. 2011 wird Japan 9,4 Prozent des BIP als Neuverschuldung verzeichnen.
Angesichts der immensen Schuldenaufnahme können dem Beobachter Zweifel kommen. Die Fragen, die im Hinblick auf die Staatsverschuldung schon seit Jahrzehnten gestellt werden, gewinnen angesichts der dramatischen Zunahme der Dynamik an Brisanz: Wer soll das eigentlich alles bezahlen??
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 23.11.2009 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 23.11.2009
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Schlagwörter: Schuldenrausch, weltweite Defizite, europäische Schuldenkrise, Gesamtverschuldung
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