Mikrokredite: Riesen-Nachfrage beim Start
Seit Beginn des Jahres werden gewerbliche Mikrokredite vom Bundesarbeitsministerium gefördert. Die Nachfrage ist riesig. Die Kapazitäten reichen derzeit noch nicht aus. Um den Bedarf decken zu können, fehlt es vorerst jedoch weniger an Geld denn an qualifizierten Beratern.
Das Bundesarbeitsministerium hat einen Fonds im Umfang von 100 Millionen Euro aufgelegt, über den Mikrokredite finanziert werden können. Mikrokredite sind Darlehen über maximal einige tausend Euro, die zur Existenzgründung dienen und Menschen die Möglichkeit geben sollen, ihren Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften.
Die Kredite werden nicht von staatlichen Institutionen, sondern von akkreditierten Mikrofinanzieren vergeben. Über den Fonds werden Kredite bis zu 20.000 Euro pro Kreditnehmer vergeben. Die Zielgruppe ist vor allem im Dienstleistungsbereich angesiedelt. Hier ist der Kapitalbedarf im Zuge einer Existenzgründung oft gering. Die Gründer kommen jedoch oft aus der Arbeitslosigkeit und verfügen über gar keine oder nur sehr wenige Mittel.
Als akkreditierte Mikrofinanzierer kommen Gründernetzwerke, Unternehmensberatungen und lokale Wirtschaftsförderungen arbeiten, wenn sie die vom Gesetzgeber geforderten fachlichen und strukturellen Voraussetzungen erfüllen. Die Abwicklung der Kredite erfolgt über die in Bochum ansässige GLS-Bank. Die Akkreditierung wird durch das Deutsche Mikrofinanzinstitut durchgeführt. Bislang hat dieses nur 17 Vermittler zugelassen.
Mikrofinanzierungen sind bereits seit dem Jahr 2006 möglich. Von 2006 bis 2009 wurden insgesamt Darlehen über 3 Mio. Euro vergeben. Allein in diesem Jahr sollen es 900 Kredite im Umfang von maximal 18 Mio. Euro sein. Der Grund für die stark angestiegene Nachfrage ist in einer Neuerung zu sehen: Die Vermittler von Mikrofinanzierungen erhalten seit Jahresbeginn eine Provision. Deren Höhe bemisst sich nicht am Kreditvolumen, sondern am erfolgreich zurückbezahlten Betrag.
Das Deutsche Mikrofinanzinstitut will die Akkreditierung von Vermittlern vorantreiben und so auch die Kreditvergabe ausweisen. Bis zum Jahr 2015 sollen in Zusammenarbeit mit der GLS-Bank 15.000 Mikrokredite vergeben werden.
Die Kredite werden mit 7,5 Prozent p.a. verzinst und laufen über maximal 3 Jahre. Im Durchschnitt beläuft sich der in Anspruch genommene Kreditbetrag auf 6.000 Euro. Die zurückbezahlten Mittel stehen der GLS-Bank zur neuerlichen Kreditvergabe zur Verfügung. Die Ausfallquote der Mikrokredite ist nach Angaben des DMI mit unter 3 Prozent gering.
Potenzielle Existenzgründer können bei zertifizierten Mikrokredit-Vermittlern ihre Geschäftsidee vorlegen. Halten diese das Konzept für tragfähig, sprechen sie eine Empfehlung zur Kreditvergabe aus, der die GLS-Bank in der Regel nicht widerspricht. Bankübliche Sicherheiten spielen bei den Kleinkrediten eine geringere Rolle als es bei gewöhnlichen Gewerbekrediten durch Banken der Fall ist.
Die Idee der Mikrofinanzierung stammt aus der Dritten Welt. Der Friedens-Nobelpreisträger Muhamad Yunus hatte in Studien nachgewiesen, dass die Bereitstellung von Kleinstbeträgen armen Menschen in Entwicklungsländern dabei helfen kann, ihre wirtschaftliche Situation entscheidend zu verbessern. Er gründete die Grameen-Bank, die noch heute Mikrokredite an Menschen in Entwicklungsländern vergibt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 04.05.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 04.05.2010
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Schlagwörter: Mikrokredite, Darlehen, riesige Nachfrage, akkreditierte Mikrofinanzierer, GLS-Bank
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