Diskriminierung: Schufa Scoring bald verboten?
Das Scoring-Verfahren der Schufa steht erneut in der Kritik. Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig Holstein, Thilo Weichert, hat am Montag Banken und Sparkassen dazu aufgerufen, die Schufa-Scores nicht mehr für Vertragsentscheidungen zu nutzen.
Weicherts Auffassung nach können die Scoring-Methoden „nicht verantwortet“ werden. Er vermutet, dass die Schufa bei der Berechnung der Scorewerte gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstößt, weil auch Merkmale wie Alter und Geschlecht verwendet werden.
Die Schufa ist Deutschlands größte Auskunftei. Sie speichert verschiedenste Daten zum Vertragsverhalten von mehr als 60 Millionen Bundesbürgern. Auf der Grundlage dieser Daten wird mittels mathematisch-statistischer Methoden ein Scorewert ermittelt, der Auskunft darüber geben soll, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Person ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommt. Der Scorewert entspricht dabei vereinfacht dem Prozentsatz der Personen mit vergleichbaren Merkmalen, die ihre Verpflichtungen erfüllt haben.
Die Schufa teilt die Zusammensetzung ihres Scorewertes nicht mit. Sie beruft sich dabei auf ihr Geschäftsgeheimnis und gibt zu bedenken, dass es beim Bekanntwerden der wichtigen Parameter zu einer gezielten Beeinflussung des Scores durch Verbraucher kommen könne. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, fürchtet der Schufa-Vorstandschef Rainer Neumann „Zustände wie in den USA“.
Dort würden sich Konsumenten Geld von Freunden auf ihr Konto überweisen lassen um Einkünfte vorzutäuschen. Eine weitere „Strategie“ sei es dort, Kreditrahmen nie ganz auszuschöpfen. Die Schufa kennt und speichert allerdings weder Informationen zu laufenden Einkünften noch zum Ausschöpfen von Kreditlinien.
Thilo Weichert fordert, dass alle Fakten offengelegt werden. Er droht der Schufa nun mit einem Bußgeld. Seiner Auffassung nach ist es unmöglich, Banken und Sparkassen ordnungsgemäß zu prüfen, wenn die Parameter und Variablen des Scoring-Verfahrens nicht bekannt sind.
Die Schufa-Auskunft wird für Verbraucher immer wichtiger, weil nicht nur klassische Ratenkredite, sondern auch Girokonten, Kreditkarten, Telekommunikationsverträge und Kundenkonten bei Versandhändlern meist nur eröffnet werden, wenn der Schufa-Datenbestand zum einen keine negative Zahlungshistorie liefert und zum anderen die Scorewerte hoch genug sind.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 22.07.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 22.07.2010
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Schlagwörter: schufa, score, schufascore, auskunft, diskriminierung
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