Festpreiskredite nicht immer günstig
In regelmäßigen Abständen werben Banken mit Verbraucherdarlehen, die an jeden Kunden mit ausreichender Bonität zum identischen Zinssatz ausbezahlt werden. Dieses Verfahren steht im Kontrast zu der sonst üblichen Vergabepraxis, bei der die Bonität des Kreditnehmers, gemessen an seinen finanziellen und persönlichen Verhältnissen sowie dem aus statistischen Verfahren gewonnenen Scorewert von der Schufa, die Höhe des Sollzinses bestimmt.
Festpreiskredite sind dabei folglich insbesondere für diejenigen Kunden interessant, die aufgrund einer schwachen Kreditwürdigkeit hohe Kosten für ein Darlehen in Kauf nehmen müssen. Dieser Umstand führt in der Konsequenz zu einem höheren Ausfallrisiko für die Bank, die derlei Kredite vergibt. In der Konsequenz fällt daher der pauschale Zinssatz vergleichsweise hoch aus.
Gegenwärtig (Stand: Juli 2008) müssen Kreditnehmer für Kredite mit Pauschalzinsen rund neun Prozent effektiven Jahreszins zahlen. Für Kreditsuchende mit guter Bonität ergeben sich derzeit Möglichkeiten, für rund sechs Prozent an liquide Mittel zu gelangen – ein signifikanter Unterschied demnach.
Festpreiskredite werden meist im Rahmen bestimmter Sonderaktionen der finanzierenden Kreditinstitute vergeben. Oft stehen die Aktionen unter einem bestimmten inhaltlichen Motto und werden vergleichsweise aggressiv vertrieben. So wird im Rahmen von Sportereignissen oder anderen besonderen Umständen geworben, oft unter Mitwirkung prominenter Werbeträger. Der Grund für diese Vorgehensweise der Banken dürfte in dem Versuch liegen, Interessenten veränderte Rahmenbedingungen bei der Kreditvergabe zu suggerieren.
Es darf bezweifelt werden, dass eine signifikante Anzahl von Darlehensnehmern mit Festpreiskrediten ein gutes Geschäft macht. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Banken denjenigen Kunden, deren Bonität nach den sonst angewandten Vergaberichtlinien zu einem höheren Zins als dem der Aktion führen würde, die Auszahlung verweigern. Kunden, deren Bonität einen geringeren Zins zulassen würde zahlen demnach einen höheren Preis als notwendig; für Kunden, die auf dem sonstigen Kreditmarkt einen mit dem Aktionszins identischen Sollzins zahlen, verzeichnen keinen Unterschied.
Die Banken nutzen durch die gezielte Werbung und den fixen Zins die Zweifel der Kunden an der eigenen Bonität. Durch die Sonderaktionen, in denen eine verringerte Signifikanz der Kreditwürdigkeit für die Darlehensbewilligung suggeriert wird, sprechen die Kreditinstitute gezielt diejenige Klientel an, die sich selbst im Hinblick auf die Kreditwürdigkeit schlechter einschätzt als es tatsächlich der Fall ist. Die Kundengruppe erachtet den Festzins als günstig - die Bank macht ihr Geschäft.
Kunden sind gut beraten, vor der Aufnahme eines Festpreiskredits die individuell zu erwartenden Sollzinsen durch eine Konditionenanfrage bei einer anderen Bank zu ermitteln und anschließend mit dem Zins der Sonderaktion zu vergleichen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 18.07.2008 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 18.07.2008
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Schlagwörter: Festpreiskredite, Verbraucherdarlehen, Sonderaktion, Kreditinstitute
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