Mikrokredite sind gut durch die Krise gekommen
Mikrokredite liegen im Trend: Die Zahl der Mikrofinanzinstitute steigt trotz der Krise rasant weiter. Ende 2008 gab es nach Informationen des Portals MIX 1400 Anbieter, die Darlehen an 86 Millionen Kreditnehmer vergeben haben.
Das Prinzip von Mikrokrediten ist einfach und genießt ein außerordentlich gutes Image. Kreditnehmern, die vom Finanzmarkt abgeschnitten sind, werden Kleinstbeträge zur Verfügung gestellt, mit denen sich eine eigenständige wirtschaftliche Existenz aufbauen lässt. Mikrokredite werden z.B. an Menschen in der dritten Welt vergeben - oft handelt es sich im Kreditbeträge von weniger als 100 Euro.
Als Erfinder des Mikrokredit-Geschäfts gilt Muhamad Yunus, der für die Entwicklung des Modells und die Gründung seiner Grameen Bank den Friedensnobelpreis erhielt. Mikrofinanzinstitute agieren in einem Schnittmengenbereich zwischen Entwicklungshilfe und Finanzmarkt, den sie selbst geschaffen haben. Die Vergabe von Kleinstkrediten entwickelt sich mehr und mehr hin zu einem regulären Geschäft.
Anfang August wird der indische Marktführer SKS Finance an die Börse gehen. An dem Unternehmen ist neben der Allianz auch der US-Investor George Soros beteiligt. In vielen Ländern hat ein regelrechter Boom stattgefunden, der zu einer Überhitzung geführt hat. In Nicaragua und Bosnien-Herzegowina etwa haben viele Kreditnehmer sich bei verschiedenen Anbietern Geld geliehen und es nicht zurückbezahlt, sondern zu Konsumzwecken genutzt. Auskunfteien wie die Schufa oder andere Informationssysteme gibt es in diesen Ländern nicht.
Die Mikrofinanzierer haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt: Waren früher noch vor allem Nichtregierungsorganisationen in dem wachsenden Segment tätig, sind es heute reguläre Finanzinstitute, die auch selbst um Einlagen werben. Viele Finanzierer haben ihr Angebot und ihre interne Struktur in den vergangenen Jahren erheblich verändert.
So wurden die Betriebskosten gesenkt, um die teils exorbitant hohen Zinsen für Endkunden senken zu können. Zudem werden die Kredite nun verstärkt in der lokalen Landeswährung ausgereicht. Die Kreditvergabe in US-Dollar, die lange Zeit gängige Praxis war, konnte sich zur existenziellen Bedrohung für Kreditnehmer entwickeln, wenn die Landeswährung gegenüber dem Dollar abwertete.
Mit Mikrokrediten lässt sich eine attraktive Rendite erzielen. Die Zinsen sind sehr viel höher als bei regulären Darlehen und die Rückzahlungsquote ist noch immer sehr gut, auch wenn ein Anstieg der Ausfälle von 2 auf 5 Prozent zu verzeichnen ist.
Der Markt wächst ungeachtet der Krise weiter: Wurde das Volumen des Mikrofinanzsegments im Jahr 2006 noch auf 2 Mrd. Dollar geschätzt, sollen es nach einer Schätzung der Deutschen Bank im Jahr 2015 bereits 20 Mrd. Dollar sein.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 04.08.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 04.08.2010
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Schlagwörter: Mikrokredite, Krise, Kredit, Mikrofinanzinstitute
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