Kein Ende in Sicht: Zinsen fallen immer weiter
"Das ist eine ideale Zeit für angehende Bauherren". Mit diesem Statement fasst Max Herbst von der FMH Finanzberatung die Situation am Zinsmarkt zusammen.
Der aus Kreditnehmersicht erfreuliche Abwärtstrend am Zinsmarkt setzt sich unvermindert weiter fort. Zuletzt sanken erstmals bei einem größeren Kreditinstitut die Zinsen für Kredite mit 10 Jahren Zinsbindung unter die Marke (die auch als historische Schallmauer bezeichnet werden kann) unter 3 Prozent.
Dass Institute wie die Sparda-Bank Berlin Hypothekenfinanzierungen mit 10jähriger Zinsfestschreibung zu weniger als 3 Prozent Zinsen vergeben, hat seinen Grund in den Hausse am Bondmarkt: Die Kurse verzinslicher Wertpapiere von Emittenten wie der BRD steigen unaufhörlich an, weil die Anleger Sicherheit um jeden Preis – der in diesem Fall mit extrem niedrigen Zinsen identisch ist) suchen.
Die sinkenden Renditen bei öffentlichen Anleihen und Pfandbriefen ermöglichen Banken eine günstige Refinanzierung von Immobilienkrediten. Der FMH-Index für Kredite mit 10 Jahren Zinsbindung ist in den vergangenen 12 Monaten von 4,39 auf 3,37 Prozent gesunken. Auch Kredite mit noch längeren Zinsbindungen wurden in diesem Zeitraum deutlich günstiger: Hier indiziert der FMH-Index einen Rückgang von 4,76 auf 3,75 Prozent.
Max Herbst zufolge sind die Lasten aus dem Kapitaldienst einer Immobilienfinanzierung mittlerweile nicht mehr höher als die Kaltmiete. So sei es möglich, mit 800 Euro eingesparter Kaltmiete monatlich einen Kredit über 200.000 Euro zu bedienen. Herbst betont allerdings, dass sich ein Großteil der angehenden Eigentümer erfahrungsgemäß erst dann zu einer Kreditaufnahme entscheidet, wenn das Tief am Zinsmarkt überwunden ist und die Zinsen wieder steigen.
Dies sei zum einen der vergleichsweise langen Phase der Entscheidungsfindung im Vorfeld einer Finanzierung geschuldet, zum anderen spiegele es jedoch auch wider, dass Niedrigzinsphasen oft mit wirtschaftlichen Krisenzeiten einhergehen. Herbst sieht das Ende des Abwärtstrends bei den Zinsen noch nicht erreicht und rät deshalb von einem voreiligen Abschluss ab.
Eine voreilige Unterschrift ist auch bei Forward Darlehen nach Ansicht von Herbst nicht angesagt. Eigentümer, deren Finanzierung erst in 6 bis 60 Monaten ausläuft bzw. deren Bauvorhaben noch so lange auf sich warten lässt, sollten nach Ansicht des Experten Angebote einholen und zunächst nicht unterschreiben. Kommt es dann zu einer raschen Zinswende, kann schnell reagiert werden.
Herbst betont, dass die Konditionen der Anbieter am Markt sich auch in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase gravierend voneinander unterscheiden. Er rechnet vor, dass bei einem Kredit über 200.000 Euro nach 15 Jahren eine um 20.000 Euro höhere Restschuld zu Buche steht, wenn anstelle des besten Anbieters ein Angebot zum Marktdurchschnitt gewählt wird.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 01.09.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 01.09.2010
Abrufe: 10541
Schlagwörter: ideale Zeit für Bauherren, Zinsmarkt, Herbst, Kredite, Zinsen
Zurück zur Übersicht von creditolo Aktuell