Schulden-Rekord: 140.000 Privatinsolvenzen in 2010 erwartet
Die kräftige konjunkturelle Erholung führt offenbar nicht zu einem nachlassenden Verschuldungsproblem der privaten Haushalte. Wie die Auskunftei Bürgel meldet, beantragten im ersten Halbjahr bereits mehr als 69.400 Personen die Eröffnung eines privaten Insolvenzverfahrens. Für das Gesamtjahr rechnet Bürgel mit 140.000 Insolvenzen – das wäre ein neuer Rekord.
Nach wie vor finden sich erhebliche regionale Unterschiede. Am häufigsten von Überschuldung betroffen sind Menschen in Bremen, wo auf 100.000 Einwohner statistisch betrachtet 167 Privatinsolvenzen entfallen. Niedersachsen und Schleswig Holstein folgen mit 115 und 114 Insolvenzverfahren. Damit liegen die norddeutschen Bundesländer deutlich über dem Bundesdurchschnitt, den Bürgel mit 85 Insolvenzen je 100.000 Einwohner angibt.
Im Süden der Republik ist Überschuldung wie auch in der Vergangenheit ein geringeres Problem. Die wenigsten Privatinsolvenzen gab es in Bayern und Baden Württemberg mit 63 bzw. 68 Fällen je 100.000 Einwohner. Männer sind der Untersuchung zufolge über fast alle Altersgruppen hinweg häufiger von Überschuldung betroffen als Frauen: Fast 60 Prozent der Fälle entfiel auf Personen männlichen Geschlechts. In der Altersgruppe der 18-25jährigen dominierten allerdings die Frauen.
Die Ursachen für Überschuldung sind vielfältig. Neben Arbeitslosigkeit und Krankheit führen auch gravierende Änderungen im persönlichen Lebensumfeld, wie z.B. eine Scheidung, oft zum finanziellen Kollaps. Wird etwa ein gemeinsam erworbenes Eigenheim nach wenigen Jahren zu ungünstigen Konditionen veräußert, bleiben oft größere Verbindlichkeiten übrig.
Auch ein zu sorgloser Umgang mit Konsumschulden kann in die Schuldenfalle führen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich hier selbst im fortgeschrittenen Stadium einer Schuldner-Karriere noch ein Ausweg finden lässt, wenn ein regelmäßiges Einkommen erzielt wird. Durch die Umschuldung von Verbindlichkeiten können oft nicht nur die Finanzierungskosten und damit die Gesamtlasten erheblich gesenkt werden. Durch längere Laufzeiten lassen sich zudem die laufenden Belastungen an die persönlichen finanziellen Verhältnisse anpassen.
Oft führen bestimmte Verhaltensweisen von Schuldnern dazu, dass die Schuldenfalle zuschnappt, obwohl es noch einen Ausweg gäbe. Umschuldungen werden häufig erst in Angriff genommen, wenn die Bonität bereits durch negative Schufaeinträge beschädigt ist. Je früher bei einer drohenden Überschuldung gehandelt wird, desto einfacher und schneller lassen sich die Finanzen wieder ins Lot bringen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 09.09.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 09.09.2010
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Schlagwörter: Überschuldung, Privatinsolvenzen, Kredit
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