Kreditabzocke per Mobiltelefon

Das Geschäft mit überteuerten Krediten an sich ist nichts Neues. Es existieren dabei zwei wesentliche Varianten: Entweder wird die Geldnot von in Schwierigkeiten befindlichen Menschen zu Profitzwecken ausgenutzt oder die Kosten eines Darlehens werden geschickt verschleiert.

In Finnland grassiert derzeit eine Masche der zweiten Variante, die die dortige Regierung auf den Plan gerufen hat. Die Kreditgeber handeln dabei bislang legal und bedienen sich modernster technologischer Methoden.

Die Kreditvergabe läuft wie folgt ab: Ein Interessent sendet über sein Mobiltelefon eine Kurzmeldung an den Kreditanbieter. In der SMS wird der gewünschte Betrag angegeben und eine Identifikationsnummer, die über eine Registrierung im Internet erhältlich ist. Anschließende erfolgt eine elektronische Bonitätsprüfung sowie die umgehende Auszahlung des Darlehens – binnen drei Minuten können Darlehensnehmer über die Mittel verfügen. Möglich ist diese extrem schnelle Auszahlung durch eine Buchung ohne Zeitverzögerung; eine gewöhnliche Banküberweisung nimmt mindestens einen Werktag in Anspruch.

Die rasche Bearbeitung der Darlehensanträge ist allerdings das einzig Positive an der Prozedere. Die Kosten für die Kredite sind enorm. In der Regel werden die Darlehen nach Ablauf eines Monats zurückbezahlt. Die Zinsen belaufen sich dann auf rund ein Viertel des in Anspruch genommenen Betrages, woraus sich ein effektiver Jahreszins von rund 1600 Prozent Zinsen ergibt.

Die aufgenommenen Beträge sind meist nicht allzu großen Ausmaßes und übersteigen so gut wie nie 1000 Euro. Die rasche Auszahlung und die unkomplizierte Beantragung treibt nach Ansicht von Schuldnerberatungen allerdings genau jene Verbraucher in die Arme der modernen Kredithaie, die sich eigentlich kein Darlehen leisten können – Sicherheiten müssen nicht hinterlegt werden. Jeder fünfte Verbraucherkredit in Finnland, dessen Tilgung problematisch verläuft, beruht auf einem der SMS-Kredite. Aus diesem Grund erarbeitet die Regierung in Oslo gerade eine Gesetzesänderung, die den zweifelhaften Kreditgebern das Handwerk legen soll.

In Deutschland sind derlei Vergabepraxen rechtlich nicht zulässig. Der Gesetzgeber stuft Darlehen mit überhöhten Zinsen als sittenwidrig ein, woraus sich eine Nichtigkeit des Darlehensvertrages ergibt. Wird ein solcher Status richterlich festgestellt, ist das Darlehen hinfällig; der Kreditnehmer hat es dem Darlehensgeber zurückzuzahlen. Zinsen fallen nur beim Verzug an; der dann anzusetzende Zinssatz beläuft sich auf rund neun Prozent.

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Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 21.07.2008 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.

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