Der Weg aus der Schuldenfalle dauert 14 Jahre
Der Weg von der Zahlungsunfähigkeit eines Privathaushaltes bis zu seiner vollständigen wirtschaftlichen Gesundung nimmt im Schnitt volle 14 Jahre in Anspruch. Das geht aus einer Untersuchung des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen hervor.
Für die Studie wurden rund 12.500 Insolvenz-Fälle aus 9 Schuldnerberatungen untersucht. Der lange Zeitraum bis zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Normalität ist den Autoren der Studie auf mehrere Umstände zurückzuführen. Zum einen sei die Dauer der gesetzlich geregelten Verbraucherinsolvenz in Deutschland im internationalen Vergleich sehr lang. Das Gesetz verlangt Schuldnern eine 6 Jahre lange Wohlverhaltensperiode vor, während der sämtliche Einkommensanteile oberhalb der Pfändungsfreigrenze an die Gläubiger abgetreten werden müssen.
Ein weiterer Grund für die lange Dauer ist der Studie zufolge ein mangelhaftes Angebot an Beratungsstellen. Dies wird durch andere Studien und Untersuchungen belegt. So müssen Schuldner oft bis zu 6 Monate auf einen Termin bei einer Schuldnerberatungsstelle warten. Viele Verbraucher mit finanziellen Problemen zögern das Unvermeidliche zudem so lange wie irgendwie möglich hinaus und ziehen die Bereinigung ihrer Schuldenprobleme dadurch selbst in die Länge.
Auch nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens und der per Gericht erlangten Restschuldbefreiung ist die Normalität noch nicht wieder hergestellt. Denn das Insolvenzverfahren bleibt weiter in den Datenbeständen von Schufa und Co. gespeichert. Derart harte Negativmerkmale machen es fast unmöglich, an Leistungen auf Kredit zu gelangen. Deshalb können Ex-Schuldner auch dann keinen Handyvertrag mehr abschließen, wenn sich ihre Verhältnisse längst wieder stabilisiert haben.
Die Zahl der überschuldeten Haushalte in Deutschland wird in diesem Jahr deutlich zunehmen. Bis zu 3,2 Millionen Haushalte werden im laufenden Jahr dauerhaft nicht mehr in der Lage sein, ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.
Experten raten seit langem, schon bei den ersten Anzeichen finanzieller Überlastung zu handeln. Werden überfällige Maßnahmen unnötig hinausgezögert, kann sich die Situation lawinenartig binnen kürzester Zeit deutlich verschlimmern. Ein erheblicher Prozentsatz der Haushalte, die heute ein Insolvenzverfahren durchlaufen, hätte durch eine rechtzeitige Umschuldung kombiniert mit einer Optimierung der laufenden Ausgaben mit sehr moderaten Einschränkungen um Schufaeinträge, den Gang zum Gericht und die Gespräche mit Gläubigern herumkommen können.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 04.10.2010 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 04.10.2010
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Schlagwörter: Kredit, Schuldenfalle, Schufa, Haushalte, 14 Jahre
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