Schufa Schutzgeld: Wer nicht zahlt bleibt dumm
Manchmal lässt sich aus einem vermeintlich belanglosen Kunden-Mailing viel über die Selbstauffassung eines Unternehmens herauslesen. Die Schufa schrieb in der vergangenen Woche Nutzer ihres kostenpflichtigen Online-Dienstes an und vermeldete, dass sich mittlerweile 1 Million Kunden für das Angebot entschieden hätten (Siehe Mailing der Schufa vom 31.03.2011).
Das Mailing ist voller Merkwürdigkeiten, die Zweifel daran nähren könnten, dass sich Deutschlands größte Auskunftei ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und ihrer großen Bedeutung für unzählige Einzelschicksale bewusst ist.
"Eine gute Idee erkennt man an der Zahl ihrer Anhänger". So lautet der historisch sicherlich streitbare Aufmacher für den Informations/Werbebrief. Der Betreff erzählt, dass mehr als eine Million "clevere Kunden" das Angebot www.meineschufa.de nutzen. Die Adressaten des Mailings werden im ersten Satz dazu beglückwünscht, sich "einer großen Gemeinschaft von Besserinformierten" angeschlossen zu haben.
Mailings werden in Unternehmen von der Größe der Schufa von Profis verfasst und enthalten ganz sicher keine zufälligen Formulierungen, die ungewollten Interpretationsspielraum zulassen. Möglicherweise ist der hier belassene Spielraum für Interpretationen deshalb Absicht. Schließlich werfen einige Formulierungen Fragen auf.
Wie etwa ist die "Gemeinschaft von Besserinformierten" zu verstehen? Bedeutet dass, dass Kunden "schlechter" informiert sind, wenn sie sich weigern, die Registrierungsgebühr in Höhe von 18,50 Euro zu zahlen? Sind die mehr als 60 Millionen Bundesbürger, die bislang nicht gezahlt haben, deshalb nicht "clever"? Entstehen ihnen gravierende Nachteile bzw. sind solche in der Zukunft zu befürchten?
Seltsam mutet auch die Bezeichnung "Anhänger" an. Die Schufa und ihr Datenbestand sind ein ausgesprochen ernstes Thema, das rein gar nichts mit Fan-Club oder Fußball-Bundesliga zu tun hat. Die persönliche Bonität ist im heutigen Wirtschaftsleben existenziell wichtig. Die Schufa besitzt in der deutschen Auskunftei-Landschaft so etwas wie ein Monopol. Ohne sie geht oft nichts. Die Einstufung der Nutzer als "Anhänger" spielt diese Bedeutung herunter. Die Formulierung erscheint deshalb ebenso unangebracht wie die, dass Nutzer des Online-Zugangs "die eigene Finanzsituation besser einschätzen" könnten.
Das steht im direkten Widerspruch zu anderen Aussagen der Auskunftei, die selbst nicht für die Ablehnung eines Kunden durch einen ihrer Vertragspartner verantwortlich sein will. Auf der Website der Schufa liest sich das in den FAQs so: "Jedes Unternehmen entscheidet frei, mit wem es einen Vertrag abschließen möchte." Auch ansonsten will die Schufa nicht viel mit der "Finanzsituation" von Verbrauchern zu tun haben. "Wir wissen weder, was Sie verdienen, noch was Sie an Vermögen angespart haben". Noch nicht?
Der Auftritt der Auskunftei in dem Mailing passt nicht zu der Bedeutung und der gesellschaftlichen Verantwortung der Schufa. Der Slogan "Wir schaffen Vertrauen" kann mit solchen Aktionen nicht mit Leben gefüllt werden. Auch nicht dadurch, dass gefügigen (Bestands-) Nutzern des Online-Dienstes eine Banking Software mit einem bescheidenen Rabatt von rund 7,50 Euro angeboten wird. Mit der Software können Konten und Depots parallel zum Datenbestand der Schufa genutzt werden. Wenn das nichts heißen soll ...
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 05.04.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 05.04.2011
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Schlagwörter: Schufa, Schufa-Auskunft, Registrierungsgebühr, 18,50 Euro
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