Kreditmarkt: Was kommt nach der Leitzinserhöhung?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum ersten Mal seit Juli 2008 den Leitzins für die Euro-Zone erhöht. Wie erwartet stieg der Mindestbietungssatz um 25 Basispunkte. Kreditnehmer sollten den Schritt ebenso aufmerksam verfolgen wie die Äußerungen von EZB-Präsident Jean Claude Trichet auf der Pressekonferenz.
Die Zinserhöhung war an den Finanzmärkten so erwartet worden. Sie wird sich zunächst vor allem auf die Zinssätze von variabel verzinsten Krediten und kurzfristigen Ratenkrediten auswirken. Insbesondere die Sollzinsen von Dispositions- und Rahmenkrediten sind häufig an den EZB-Zins gekoppelt, so dass zum nächsten Monats- oder Quartalswechsel mit einer Erhöhung zu rechnen ist.
Im Hinblick auf zukünftige Finanzierungsvorhaben ist der Zinsschritt vom Donnerstag weniger wichtig als die Hinweise, die EZB-Präsident Jean Claude Trichet in der Pressekonferenz für das weitere Vorgehen der Währungshüter gab. Zentralbanken äußern sich verklausuliert und lassen ihre Pläne zwischen den Zeilen durchblicken. Das war auch diesmal so.
Trichet sprach von "aufwärtsgerichteten" Inflationsrisiken. Die Inflationsbekämpfung ist laut Statuten die wichtigste Aufgabe der EZB. Sieht die Zentralbank wachsende Risiken für die Preisniveaustabilität, ist das ein Hinweis auf weitere Zinserhöhungen. Trichet sagte in diesem Zusammenhang, dass die Zentralbank die Inflationsrisiken "sehr genau" verfolgen werde. Das wiederum bedeutet, dass der nächste Termin für eine Zinserhöhung noch nicht feststeht.
Trichet äußerte, dass es keinen Beschluss zu einer Serie von Zinserhöhungen gebe. Insgesamt lässt sich das so interpretieren, dass es bis in die Sommermonate zunächst keine weitere Erhöhung des Leitzinssatzes geben wird. Sofern dann das Inflationsziel der EZB (eine Teuerungsrate knapp unter zwei Prozent im Jahr) noch gefährdet ist, wird eine weitere Straffung folgen.
Die Zinskurve am Geldmarkt indiziert, dass Marktteilnehmer noch zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte erwarten. Viel mehr wird es vermutlich nicht werden. Die EZB bekräftigte zwar sehr deutlich, dass sie Inflationsraten von mehr als 2 Prozent im Jahr nicht hinnehmen werde. Angesichts der Entfernung der Teuerung vom Ziel der Währungshüter kann schon allein der sehr vorsichtige Zinsschritt als Hinweis darauf gedeutet werden, dass zumindest derzeit die Stabilisierung der fragilen Konjunktur in Wahrheit Vorrang hat.
Wer eine größere Anschaffung plant, sollte sich deshalb nicht hetzen lassen - die Zinsen werden aller Voraussicht nach in nächster Zeit nicht drastisch ansteigen. Dennoch kann es sich lohnen, Ratenkredite oder Immobiliendarlehen jetzt aufzunehmen - günstiger werden Kredite in keinem Fall.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 08.04.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 08.04.2011
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Schlagwörter: Leitzinserhöhung, Zinserhöhung, EZB, kurzfristige Ratenkredite, variabel verzinste Kredite
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