Haushaltsgeräte und Möbel statt Unterhaltungselektronik
Die Welt ist um einen neuen Kreditindikator reicher. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat im Auftrag des Bankenfachverbandes einen neuen Index entwickelt, der künftig zweimal im Jahr Auskunft über die Finanzierungsvorhaben der deutschen Verbraucher geben soll. 2000 Konsumenten werden im Hinblick zu ihrer Anschaffungsneigung für bestimmte Güter über einen Kredit befragt.
Der erste ermittelte Indexwert deutet auf eine Normalisierung des Konsumentenkreditgeschäfts hin, nachdem die Anzahl und Volumen der Kredite 2009 durch die Abwrackprämie gestiegen waren und im Jahr 2010 ein dadurch bedingter Einbruch erfolgte. Nach Ansicht von Bankenverband-Präsident Schumeckers ist nun das Niveau von 2008 wieder erreicht.
Im vergangenen Jahr wurden an private Haushalte Kredite im Umfang von 32,4 Mrd. Euro vergeben. Laut Bankenverband belief sich der durchschnittliche Nettokreditbetrag auf 8.200 Euro bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 51 Monaten. Zum durchschnittlichen Zinssatz wurden keine Angaben gemacht. Für 2011 wird mit einer stabilen und tendenziell leicht positiven Entwicklung gerechnet. Die Zinsen werden nach Ansicht des Verbands leicht steigen.
Der Konsumkreditindex macht deutlich, wofür die Deutschen in diesem Jahr Kredite aufnehmen möchten. Nach Fahrzeugfinanzierungen, die stets der häufigste Grund für eine Inanspruchnahme von Krediten sind, stehen Möbel, Küchen und Haushaltsgeräte ganz oben auf der Agenda. Zwei Drittel der Konsumenten beantragt Kredite dafür direkt beim Händler. Die Bedeutung von Point-of-Sale-Finanzierungen nimmt damit weiter zu. Lediglich ein Drittel der Befragten beschafft sich Kredite über das Internet oder eine Filiale.
Im Zuge der Finanzkrise ist die Kreditausfallquote nicht gestiegen. Laut Bankenverband wurden nicht einmal zwei Prozent der Darlehen gar nicht oder verspätet zurückbezahlt. Die Fachleute wiesen in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung der Kurzarbeit hin, die Entlassungen in großem Stil vermieden und sich dadurch auch positiv auf die Kapitaldienstfähigkeit der Verbraucher ausgewirkt habe.
Eine steigende Nachfrage nach Krediten für langlebige Konsumgüter – dazu zählen z. B. Einbauküchen und Möbel – ist ein Indiz für wieder gewachsenes Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung und die persönliche finanzielle Zukunft. Langlebige Konsumgüter werden traditionell gekauft, wenn die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz gering und die Zuversicht im Hinblick steigende Einkommen groß ist. Dass gilt naturgemäß ganz besonders für Anschaffungen dieser Art, die mit einem Kredit finanziert werden.
Angesichts des wieder steigenden Zinsniveaus raten Experten dazu, neben Konsumanschaffungen auch Umschuldungen in Angriff zu nehmen. Seit der Leitzinserhöhung der EZB Anfang April haben bereits mehrere Banken ihre Dispozinsen erhöht. Auch die Zinssätze für revolvierende Kreditrahmen – wie sie zum Beispiel bei vielen Kreditkarten üblich sind – könnten bald nach oben angepasst werden. Mit einer Umschuldung durch ein Festpreisdarlehen, das ohnehin meist günstigere Zinsen bietet, lassen sich die Finanzierungskosten senken.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 02.05.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 02.05.2011
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Schlagwörter: konsumkreditindex, kreditindikator, bankenverband, kredite
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