Idee sucht Kredit: Peer2Peer ist mehr als eine Geldquelle
Peer2Peer-Plattformen führen nicht nur Kreditsuchende und Investoren zusammen, sondern entwickeln sich auch zunehmend zu einer Anlaufstelle für unkonventionelle Finanzierungsvorhaben. So vielfältig wie die Ideen von Kreditsuchenden können auch die Präferenzen der Anleger sein: Eine kuriose Idee stößt nicht selten auf viel Sympathie und wird finanziert.
Smava – die Marktführerin unter den deutschsprachigen Peer2Peer-Plattformen - berichtet im Corporate Blog von außergewöhnlichen Beispielen: Ein ökologisches Hilfsprojekt in Afrika, eine Ranch in Texas oder eine Hochzeit in Australien sind bereits über die Community finanziert worden. Viele Kreditinteressenten stoßen mit solchen Vorhaben bei Banken auf taube Ohren oder rechnen zumindest mit einer Absage.
Die Angabe eines Verwendungszwecks gilt auf Kreditplattformen wie Smava als ausgesprochen wichtig für eine erfolgreiche Finanzierung. Die Mitglieder zeigen sich sehr offen bei der Beschreibung ihrer Vorhaben. So hat ein Orchestermusiker etwa eine alte Geige im Wert von 24.000 Euro finanziert. In einem anderen Fall hat der Vorstand eines Berliner Sportvereins einen Kredit über 27.000 Euro aufgenommen, um das Parkett einer Sporthalle neu legen zu lassen.
Kreditbörsen wie Smava sind auf dem deutschen Markt stark im Kommen, fristen aber gemessen am Marktvolumen noch ein Nischendasein. Smava hat eigenen Angaben zufolge seit der Gründung vor einigen Jahren Darlehen im Volumen von 55 Millionen Euro vermittelt. Vor allem Selbständige und Freiberufler erhalten über Online-Plattformen offenbar leichter Kredit als bei Banken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese Zielgruppe häufig nur bei einer Bank anfragt und nach einer Absage aufgibt, auch wenn die Bank generell keine Kredite an Selbständige vergibt und sich zum Vorhaben gar nicht äußert.
Dass gerade kleine Unternehmen, Selbständige und Existenzgründer sich gute Chancen auf Kredite ausrechnen, vermischt das Konzept der Peer2Peer-Plattformen mit dem des Social Lending. Social Lending bezeichnet ursprünglich die Vergabe von Kleinkrediten an mittellose Empfänger in armen Regionen und ist eher als Konzept der Entwicklungshilfe einzustufen.
Auch in Deutschland existiert mittlerweile ein Markt für Mikrofinanzierungen. Typisch sind für solche Finanzierungen neben moderaten Kreditbeträgen (meist einige tausend Euro) vor allem Beratungsangebote und eine nachgelagerte, intensive Betreuung.
Peer2Peer-Plattformen könnten sich zu einer zweiten Säule dieses Segments entwickeln. Zwar sprechen sie fast jede Zielgruppe prinzipiell an. Werden außergewöhnliche Vorhaben erfolgreich finanziert, könnte das künftig jenen Teil der Kreditinteressenten auf den Plan rufen, der sich und sein Projekt aufgrund von Außergewöhnlichkeit für nicht finanzierbar hält und deshalb nichts unternimmt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 29.09.2011 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 29.09.2011
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Schlagwörter: Peer2Peer, Kreditplattformen, Kreditsuchende, Investoren
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