Verschärfte Kreditvergaberichtlinien in der Eurozone
Kreditinstitute in der Eurozone haben flächendeckend die Kreditvergaberichtlinien verschärft. Vor allem im europäischen Ausland sehen sich viele Geldhäuser zu einer restriktiveren Haltung gezwungen. Neben den verschärften Eigenkapitalanforderungen spielt auch die deutlich verschlechterte gesamtwirtschaftliche Situation eine Rolle. Der deutsche Kreditmarkt ist kaum betroffen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) befragte in der Zeit vom 12. Dezember bis zum 09. Januar insgesamt 124 Banken zu ihren hausinternen Kreditvergaberichtlinien. Banken in den meisten Mitgliedstaaten der Eurozone berichten über verschärfte Regeln. Sie vergeben weniger Kredite und verlangen höhere Zinsen. Großunternehmen sind dabei stärker von Absagen betroffen als kleine und mittelständische Unternehmen.
Die insgesamt schwache Entwicklung des Euro-Kreditmarktes ist der EZB-Untersuchung zufolge aber nicht nur auf angebotsseitige Engpässe zurückzuführen. Bedingt durch die teils schwere Wirtschaftskrise in vielen Euro-Mitgliedstaaten geht auch die Nachfrage zurück. Unternehmen streichen Investitionen oder schieben sie auf. Privathaushalte fürchten wegen der steigenden Arbeitslosigkeit um ihr Einkommen und meiden Konsumkredite. Vor allem in Spanien und Italien sinkt auch die Nachfrage nach Hypothekenkrediten.
Staatsschuldenkrise erschwert Refinanzierung
Angebotsseitig wirken sich Refinanzierungsschwierigkeiten auf die Kreditvergabe aus. Mehr als ein Viertel der befragten Banken gab an, nur schwer Zugang zu Geld- und Kapitalmarkt zu erhalten. Banken refinanzieren sich - zumindest außerhalb von Krisen- kurzfristig über Geldleihen bei anderen Banken und langfristig durch die Emission von Schuldverschreibungen am Bondmarkt.
Der Geldmarkt funktioniert seit 2007 nicht vollständig. Da Banken sich untereinander misstrauen, können Kreditinstitute ihren Liquiditätsbedarf entweder gar nicht oder nur zu erhöhten Zinsen decken. Die EZB übernimmt seit dem Ausbruch der Krise in weiten Teilen die Funktion des Geldmarktes. Sie leiht Geschäftsbanken gegen Sicherheiten kurzfristig Geld zum Leitzins. Umgekehrt parken viele Geschäftsbanken Geld bei der EZB – mittlerweile rund 500 Mrd. Euro.
Die EZB hat Banken deshalb bereits Ende Dezember Kredite mit drei Jahren Laufzeit gewährt. Im Februar findet eine weitere solche Auktion statt. Allerdings werden die Sicherheiten allmählich knapp. Die EZB ist deshalb dabei, das Spektrum an zugelassenen Kreditsicherheiten zu erweitern.
Deutsche Banken sind von den Refinanzierungsschwierigkeiten kaum betroffen. Die Commerzbank emittierte in der vergangenen Woche eine Anleihe im Volumen von einer Mrd. Euro. Das Papier läuft bis zum Jahr 2017 und wurde mit einem Kupon von 3,625 Prozent ausgestattet. Gegenüber Bundesanleihen entspricht das zwar einem Risikoaufschlag von 180 Basispunkten. Die Renditen von Bundesanleihen sind infolge der Staatsschuldenkrise aber deutlich gesunken, die Konditionen für die Commerzbank deshalb vertretbar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 08.02.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 08.02.2012
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Schlagwörter: kreditvergaberichtlinien, eurozone, kredite, banken, euro
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