Immobilienkredite: Versicherer sind günstiger als Banken
Viele Versicherer bieten Immobilienkredite zu günstigeren Konditionen als Banken an. Vor allem bei langen Laufzeiten können Kreditnehmer echte Schnäppchen einfahren. Die Assekuranzen stehen unter Druck: Das anhaltend niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten zwingt sie zum Ausweichen in den Immobilienmarkt. Um ihre Kunden nicht zu verschrecken, verkaufen die meisten Versicherer ihre Immobilienkredite diskret über Vermittler.
Wie die nach eigenen Angaben unabhängige FMH Finanzberatung berichtet, sind die Zinssätze bei Versicherern vor allem bei langen Laufzeiten signifikant günstiger als bei Banken. Nur bei langen Laufzeiten – so die Schlussfolgerung der FMH - lassen sich Zinssätze erwirtschaften, die über den in früheren Jahren vereinbarten Garantiezinssätzen für Versicherungskunden liegen.
Versicherer müssen das Geld ihrer Kunden sicher anlegen. Viele Euro-Staatsanleihen kommen deshalb nicht mehr in Betracht. Die Renditen von Bundesanleihen – diese zählen zusammen mit wenigen anderen Schuldverschreibungen als sichere Häfen – sind so niedrig, dass sie kaum den aktuellen Garantiezins von 1,75 % erwirtschaften.
Immobilienkredite gelten als sichere Anlage. Die Forderungen der Kreditgeber sind mit einer Hypothek gesichert. Versicherer finanzieren Immobilien mit einem Beleihungsauslauf von bis zu 80 %. Genau wie beim Bankkrediten steigt der Zinssatz mit dem Beleihungsauslauf.
Vor allem die Lebensversicherer sehen sich in einer Zwickmühle. Das Neugeschäft läuft schlecht, weil die Zahl der Riesterverträge in Deutschland stagniert und der niedrige Garantiezins Anleger in unkompliziertere Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld ausweichen lässt. Da verwundert es kaum, dass die Assekuranzen sich nicht mit Dumping-Zinssätzen für Häuslebauer publikumswirksam überbieten möchten. Dann könnten Anleger um ihre Überschussbeteiligung fürchten und sich für andere Anbieter entscheiden.
Die Verlagerung des Portfolios zugunsten des Immobilienmarktes erfolgt deshalb heimlich, still und leise. Preisbewusste Kreditkunden konsultieren im Vorfeld einer Immobilienfinanzierung ohnehin Vermittler, da diese in allen Zinsranglisten weit oben stehen. Immer häufiger vermitteln die Anbieter keine Kredite von Banken, sondern von Versicherungen.
Es ist gut möglich, dass die Versicherer für längere Zeit ihre Aktivitäten auf dem Immobilienmarkt ausbauen. Selbst wenn die Zinsen an den Kapitalmärkten wieder steigen, gilt dies zunächst nicht für den Garantiezins der Lebensversicherer. Dieser stellt die minimalen Refinanzierungskosten der Assekuranzen dar. In einem Umfeld steigender Zinsen hätten die Versicherer gegenüber Banken somit einen Wettbewerbsvorteil, bis der Garantiezins wieder angehoben wird. Voraussetzung wären ausreichend große Mittelzuflüsse.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 16.03.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 16.03.2012
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Schlagwörter: Immobilienkredite, Versicherer, Banken, Zinssatz, Beleihungsauslauf
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