Dispokredit: Das Geschäft mit Zusatzgebühren blüht
Immer mehr Banken verlangen zusätzliche Gebühren für Kontoüberziehungen und treiben damit die Kosten weiter in die Höhe. Das niedrige Zinsniveau wirkt sich auf die Konditionen von Kontokorrentkrediten ohnehin kaum aus. Bankkunden sind nicht machtlos: Neben einem Wechsel des Girokontos kommt auch eine Umschuldung durch einen Ratenkredit in Betracht.
Die Deutsche Bank teilt ihren Kunden in diesen Tagen mit, dass ab Juli zusätzliche Gebühren für geduldete Kontoüberziehungen anfallen. 6,90 Euro pro Quartal soll zahlen, wer den vereinbarten Dispokredit überschreitet – und sei es auch nur um einen Euro. Die Gebühr wird verrechnet, wenn die Sollzinsen für die geduldete Überziehung sie übersteigen. Die Deutsche Bank verlangt ab Juli 16,75 Prozent Zinsen für Überziehungen über den Kontokorrentkredit hinaus.
6,90 Euro Gebühr für einen Euro Überziehung
Verbraucherschützer stehen Gebühren dieser Art kritisch gegenüber. Sie verweisen darauf, dass die Gebühr die Kosten geringfügiger Überziehungen über den Marktzinssatz hinaus verteuere. Der Verbraucherzentrale Bundesverband will die Rechtmäßigkeit der Gebühren prüfen.
Das Kalkül der Banken ist durchsichtig. Es sollen jene Kunden mehr Geld zahlen, die ständig am Limit ihrer Kreditlinie leben. Zwangsläufig kommt es dann regelmäßig zu kurzzeitigen Überschreitungen, etwa weil das monatliche Gehalt einen Tag später eingeht als Rechnungen abgebucht werden. Kunden mit chronisch ausgelastetem Dispokredit sind für Banken leichte Beute: Keine andere Kundenklientel zeigt sich gegenüber einem Kontowechsel oder Veränderungen derart resistent wie Dispo-Dauernutzer.
Die Deutsche Bank ist nicht das einzige Institut mit zusätzlichen Gebühren für Überziehungen. Die Targobank verlangt 2,95 Euro pro Monat. Genau wie die Deutsche Bank verrechnet sie das Entgelt mit den Sollzinsen, schöpft also vor allem Kunden mit geringfügen Überschreitungen ab. Nicht überraschend weist die Targobank Kritik zurück: Die Zahl der Konten habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt – unzufrieden scheinen die Kunden mit dem Angebot nicht zu sein.
Konto wechseln oder umschulden
Banken kennen ihren Markt. Die Kundschaft, die die Bereitschaft zum Wechsel des Girokontos mitbringt (potenzielle Giro-Neukunden also) überschneidet sich kaum mit der Kundengruppe, die regelmäßig mit der Überziehungsgebühr im Kontakt kommt.
Wer zum Kontowechsel bereit und in der Lage (Bonität!) ist, muss sich horrende Dispozinsen nicht gefallen lassen. Die Deutsche Skatbank bietet ein kostenloses Konto mit 5,5 Prozent Dispozinsen. Bei der Deutschen Kreditbank (DKB) beträgt der Zinssatz 7,9 Prozent, bei der DAB Bank 6,95 % und bei der 1822direkt 8,09 Prozent. Die netbank verlangt 8,5 %.
Wer den Wechsel des Girokontos scheut und aus dem laufenden Einkommen heraus den Kontostand nicht wieder in die schwarzen Zahlen lenken kann, sollte über eine Umschuldung nachdenken. Ratenkredite sind bei durchschnittlicher Bonität bereits zu etwa 6 Prozent Zinsen im Jahr erhältlich. Selbst ein mit 4.000 Euro überzogenes Girokonto lässt sich dann mit ca. 120 Euro im Monat wieder ins Lot bringen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 07.05.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 07.05.2012
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Schlagwörter: Dispokredit, Kontoüberziehungen, Gebühren, Kosten
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