EZB senkt Leitzins auf 0,75 Prozent: Kredite werden trotzdem nicht billiger
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag nicht überraschend den Leitzins für die Eurozone auf den historischen Tiefstand von 0,75 Prozent gesenkt.
Zentralbankkredite sind für Banken damit so billig wie nie. Auf die Konditionen von Verbraucherkrediten und Immobiliendarlehen wird der Zinsschritt aber nur wenig durchschlagen.
Die Zinssenkung war von den Märkten erwartet worden. Im Vorfeld befragte Marktteilnehmer hatten überwiegend mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet. Einige Volkswirte waren von 50 Basispunkten ausgegangen, weshalb die Marktreaktion in der Summe nach der Bekanntgabe der Entscheidung negativ ausfiel. Die EZB hatte den Zinsschritt bereits in der vergangenen Woche durchblicken lassen. Er fällt zusammen mit einer Leitzinssenkung in China und einem Anleiheankaufprogramm durch die britische Notenbank.
Keine Auswirkungen auf Ratenkredite
Die größte Wirkung wird die Zinssenkung auf Kredite mit variabler Verzinsung, wie Dispokredite und Rahmenkredite, ausüben. Die Zinsen für Ratenkredite sinken im Gesamttrend seit geraumer Zeit. Das ist allerdings weniger auf den Leitzins als auf die Entwicklung am Anleihemarkt und andere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der EZB zurückzuführen. Auch das Zinsniveau für Immobilienkredite wird durch andere Größen bestimmt – insbesondere den Markt für Anleihen und Pfandbriefe.
Viel wichtiger als in ihren Auswirkungen überschaubare Beschlüsse der EZB ist für die Konditionen von Verbraucherkrediten die Wahl des richtigen Anbieters. Das verdeutlicht ein Blick auf die Konditionen für Ratenkredite mit 36 Monaten Laufzeit. Die nach eigenen Angaben unabhängige FMH Finanzberatung schätzt den durchschnittlichen Zinssatz für Kredite bei dieser Laufzeit auf 6,67 Prozent. Die Spanne der am Markt erhältlichen Effektivzinssätze reicht aber von 4,33 bis 11,99 Prozent.
Der Anbieter ist als Parameter nicht nur wichtiger als die Geldpolitik der EZB, sondern auch wichtiger als die Laufzeit des Kredits. Für Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit werden nach FMH-Angaben im Durchschnitt 7,04 Prozent Zinsen fällig. Die Spanne der erhältlichen Zinssätze reicht von 4,44 bis 13,99 Prozent.
Die Zeit zum Umschulden ist günstig
Dass Ratenkredite noch deutlich billiger werden als sie bei günstigen Anbietern derzeit ohnehin schon sind, ist unwahrscheinlich. Banken rechnen im Zinssatz verschiedene Positionen ein. Neben den Refinanzierungskosten zählen dazu das Kreditausfallrisiko, die Gemeinkosten und die Gewinnmarge. Die Refinanzierungskosten und - teilweise - mit ihr die Gewinnmargen befinden sich seit geraumer Zeit auf einem historischen Tiefstand und können nicht mehr viel weiter sinken. Die Gemeinkosten und das Kreditausfallrisiko bestehen unabhängig vom Zinsniveau fort und müssen einkalkuliert werden. Es macht deshalb keinen Sinn, anstehende Finanzierungsvorhaben in der Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen zu hinauszuzögern.
Die Zeit für die Aufnahme eines Kredits ist günstig. Das gilt für Konsumkredite genauso wie für Immobiliendarlehen. Ausgesprochen lohnenswert sind Umschuldungen. Die Finanzierungskosten eines Dispokredits können mit einer Umschuldung in einen Ratenkredit leicht halbiert werden. Auch die Ablöse bestehender Ratenkredite bringt meistens eine Kostenersparnis – insbesondere wenn bereits die 2010 in Kraft getretenen Obergrenzen für die Vorfälligkeitsentschädigung greifen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 05.07.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 05.07.2012
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Schlagwörter: EZB Leitzins, Eurokrise, Zinssenkung, Kredite billiger
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