Kredit wie früher: Bauern und Handwerker gründen eigene Bank
Rund ein Dutzend Handwerker, Landwirte und Mittelständler haben sich zusammengeschlossen um eine eigene Bank zu gründen. Das Institut soll kleine und mittelständische Unternehmen mit fairen Krediten und Geldanlagen unterstützen.
"DikoBa" steht für "Die Konservative Bank" und soll Ende 2013 an den Start gehen. Laut Vorstand Johannes Hillmann wurde bereits 2010 die Satzung nach Genossenschaftsrecht beschlossen. 2011 wurden Gespräche mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht geführt. Für eine deutsche Banklizenz ist Eigenkapital in Höhe von mindestens 5 Millionen Euro erforderlich. Das Geld wollen die Initiatoren um Hillmann über den Weg einer genossenschaftlichen Anteilszeichnung aufbringen.
2500 Kapitalgeber sollen Genossenschaftsanteile im Wert von je 2000 Euro zeichnen. Das Geld fließt als Eigenkapital in die Bank. Eine Verzinsung ist zunächst nicht vorgesehen, in späteren Jahren aber möglich, wenn das Institut Gewinne erwirtschaftet. Anleger müssen zusätzlich zum Wert des Anteils eine Gebühr in Höhe von 200 Euro zahlen. Die Aufnahmegebühr wird in den Aufbau und die Verwaltung der Bank investiert und ist für Investoren somit zunächst verloren.
Dabei sein ist alles?
Dennoch wird mit einem ausreichenden Interesse seitens der Investoren gerechnet. Die Einstiegshürde ist so gering, dass auch Privatpersonen für die Zeichnung in Frage kommen. Immerhin bietet sich nicht jeden Tag die Möglichkeit, an der Gründung einer Bank beteiligt zu sein. An diesem Montag fand in Saarbrücken eine Generalversammlung statt, auf der die einzige abschreckende Hürde für Anleger beseitigt wurde: Bislang bestand für Anteilseigner eine Nachschusspflicht für den Fall, dass die Bank künftig Verluste erwirtschaften würde. Diese Nachschusspflicht wurde nun abgeschafft. Bislang wurden erst Anteile mit einer Anzahl im dreistelligen Bereich untergebracht.
Das Motiv für die Gründung einer Bank mit neuer konzeptioneller Ausrichtung liegt zu weiten Teilen in der Realität des derzeitigen Bankenmarktes begründet. Die Idee sei 2010 während Diskussionen mit Mittelständlern und Landwirten entstanden, die sich über Probleme mit ihren Hausbanken beklagt hätten, so ein Vorstandsmitglied. Ein zentraler Aspekt sei dabei die Kreditklemme für den Mittelstand gewesen, die von etablierten Banken gerne geleugnet werde. Auch derivative Anlageinstrumente, Kreditverkäufe und spekulative Investments zulasten der Kundschaft kommen bei der Zielgruppe der DikoBa offenbar nicht gut an.
Wie viel Potenzial hat der Markt für "neue Banken"?
Seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise in den USA vor mittlerweile fünf Jahren hat sich im Schatten der großen Banken(-verbände) einiges getan. In Deutschland sind insbesondere Banken stärker ins Rampenlicht gerückt, die sich ökolögischen oder ethische Zwecken verschrieben haben.
Nicht immer steckt hinter diesem Label auch ein tatsächliches, substanzielles Konzept. Einige Institute dieser Prägung beschränken sich auf gering verzinste Einlageprodukte und reichen Kredite öffentlicher Förderbanken weiter. Die DikoBa unterscheidet sich von anderen „neuen Banken“ insbesondere dadurch, dass sie ihre Produkte ausschließlich ihren Mitgliedern anbieten will und die Hürde verglichen mit der Mitgliedschaft bei anderen Genossenschaften hoch ist.
Dadurch steht weniger eine Markenposition, sondern eine handfeste ökonomische Überlegung im Mittelpunkt: Die Mitglieder sollen das Eigenkapital selber bereitstellen und können sich dafür im Gegenzug die hohen Eigenkapitalrenditen etablierter Banken mit allen möglichen Nebenwirkungen sparen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 14.09.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 14.09.2012
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Schlagwörter: Bankgründung, DikoBa, kleine und mittelständische Unternehmen, Kredite und Geldanlagen
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