Gute Konjunktur: Erneut Rückgang der Privatinsolvenzen in Deutschland
Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland ist weiter rückläufig. Wie die Wirtschaftsauskunftei Bürgel in der vergangenen Woche mitteilte, meldeten in den ersten sechs Monaten des Jahres 65.581 Personen Insolvenz an. Das entspricht einem Rückgang um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem die gute Konjunktur sorgt für Entspannung.
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt steht in einem engen Zusammenhang mit der Entwicklung der Insolvenzen. Zu den wichtigsten Gründen für private Überschuldung zählen Arbeitslosigkeit und dauerhaftes Niedrigeinkommen. Auch gescheiterte Existenzgründungen und Immobilienfinanzierungen sowie Scheidungen führen oft zur Zahlungsunfähigkeit.
Der starke Zusammenhang zwischen gesamtwirtschaftlichem Umfeld und Entwicklung der Insolvenzen zeigt sich auch in diesem Jahr wieder an dem Nord-Süd-Gefälle. Die höchste Insolvenzquote ist der Bürgel-Untersuchung zufolge in den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg zu finden. Am niedrigsten liegt sie in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen aber auch in Thüringen und Sachsen. Im ersten Halbjahr war die Zahl der Insolvenzen allerdings in allen Bundesländern rückläufig. Den größten Rückgang verzeichnete das Bundesland Bremen mit 17,1 Prozent.
Junge Menschen häufiger überschuldet
Anlass zur Sorge gibt auch in diesem Jahr die Entwicklung der Insolvenzen in der Altersgruppe der 18-25jährigen. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Insolvenzen um 29,4 Prozent auf rund 5800 Fälle. Damit ist Bürgel zufolge bereits im zweiten Jahr nacheinander ein starker Anstieg in dieser Altersgruppe zu verzeichnen. Ursächlich für die Entwicklung ist nach Ansicht der Fachleute die Kombination aus unwirtschaftlicher Haushaltsführung und mangelnder Erfahrung mit Geld.
Junge Erwachsene mit Schuldenproblemen investierten oft hohe Summen in mobile Endgeräte, Fahrzeuge und Elektroartikel und belasteten sich durch Raten- und Kreditkartenzahlungen. Zudem verfügten die Betroffenen oft über keinerlei finanzielle Rücklagen. Deshalb komme es häufig bereits bei Gesamtschulden unter 10.000 Euro zu einer Insolvenz. Im Bundesdurchschnitt weisen die Betroffenen eine Gesamtverschuldung in Höhe von ca. 32.000 Euro auf.
In der Altersgruppe über 60 stabilisierte sich die Anzahl der Insolvenzen im ersten Halbjahr auf hohem Niveau. Die Zahl der Fälle ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,30 Prozent zurück, lag aber um mehr als 8 Prozent über dem Niveau des ersten Halbjahres 2010. Bei Senioren ist vor allem ein nicht ausreichendes Einkommen ursächlich für Überschuldung.
Für das Gesamtjahr rechnet Bürgel mit 132.000 Privatinsolvenzen und damit einem abermaligen Rückgang. Die Entwicklung in den kommenden Jahren dürfte nicht zuletzt vom Verlauf der Konjunktur und der Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängen. Auch die Reallohnentwicklung dürfte eine große Rolle spielen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 18.09.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 18.09.2012
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Schlagwörter: Zahl der Privatinsolvenzen, Rückgang um 4,7 Prozent, Wirtschaftsauskunftei Bürgel, Junge Menschen häufiger überschuldet
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