Realzinsen sinken seit 20 Jahren: Kreditnehmern geht es so gut wie nie
Kreditnehmern geht es so gut wie nie: Die Zinsen erreichen immer neue Tiefstände, während die Inflation die Kreditschuld kontinuierlich entwertet. Diese Entwicklung wird meistens als Krisensymptom eingestuft. Ein Blick auf die Entwicklung der Realzinsen seit Mitte der 90er Jahre zeigt allerdings, dass Kreditnehmer seit fast zwei Dekaden auf der richtigen Seite stehen.
Die nach eigenen Angaben unabhängige FMH Finanzberatung hat die Zinssätze für Ratenkredite und Hypothekendarlehen mit der Inflationsrate verglichen. Das Resultat: Immobilienkäufer mussten 1995 noch Realzinsen von deutlich mehr als sechs Prozent stemmen, während die Verzinsung abzüglich der gemessenen Inflationsrate heute nur noch bei rund einem Prozent liegt.
1995 kostete nach Angaben der FHM ein Immobilienkredit mit 15 Jahren Zinsbindung rund 9,00 Prozent Zinsen im Jahr. Die Inflationsrate lag damals bei 2,2 Prozent. Heute werden für den Immobilienkredit nur noch rund 3,00 Prozent Zinsen fällig. Die Inflationsrate liegt noch immer im Bereich von 2,00 Prozent. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Verzinsung durch die Inflation abgedeckt werden.
Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch bei Krediten ohne grundpfandrechtliche Besicherung. Für Ratenkredite verlangten Banken in der Mitte der 90er Jahre noch gut 13 Prozent Zinsen, so dass Kreditnehmer Realzinsen im Bereich von 11 Prozent in Kauf nehmen mussten. Derzeit liegt die durchschnittliche Verzinsung für Ratenkredite mit 36 Monaten Laufzeit im Bereich von 6,00 Prozent, der Realzins damit bei gerade noch 4,00 Prozent.
Die Rechnung geht an die Sparer
Das billige Geld hat seinen Preis – und den bezahlen vor allem die Sparer. Dass sich mit Anlagen in Tagesgeld und Festgeld nicht einmal mehr ein Inflationsausgleich erzielen lässt und eine Aussetzung der Garantieverzinsung von Lebensversicherungen in den Bereich des Möglichen gerückt ist, sind zwei Spiegelbilder der sinkenden Kreditzinsen.
Die Zeit für kreditfinanzierte Anschaffungen und Vorhaben (darunter können auch Immobilienfinanzierungen und Existenzgründungen fallen) ist günstig. Selbst Konsumschulden sind, wenn sie mit einem der günstigeren Kredite am Markt finanziert werden, nicht mehr zwingend unvernünftig – schließlich kann die Inflationsrate in den kommenden Jahren noch zulegen und Konsumwünsche verteuern.
Untersuchungen wie die der FMH konzentrieren sich auf große Marktdurchschnitte und lassen "Einzelschicksale" außen vor. Millionen Bundesbürger sind Kreditnehmer und konnten von der Zinsentwicklung bislang nicht oder nur eingeschränkt profitieren. Das gilt beispielsweise für Bankkunden mit überzogenem Girokonto: Hier werden weiterhin zweistellige Zinssätze gezahlt. Die Gunst der Stunde kann auch für Umschuldungen genutzt werden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 05.12.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 05.12.2012
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Schlagwörter: Realzinsen, Zinsen für Kredite, Kreditnehmern geht es gut
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