Krise macht es möglich: Zinsen für Anlagen übersteigen Zinsen für Kredite
Eine Immobilie beliehen, den Kredit in Festgeld anlegen und damit viel Geld verdienen: Die Krise und die beispiellosen Verzerrungen an den Finanzmärkten fördern unglaubliche Kuriositäten zutage. Manche Banken verlangen für Immobilienkredite weniger Geld, als andere Institute für Anlagen ins sicheres Festgeld zahlen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete kürzlich über ein neues Phänomen in der deutschen Zinslandschaft: Die Zinsen für Hypothekendarlehen seien zum Teil niedriger als jene für Festgeldanlagen, berichtete das Blatt unter anderem unter Berufung auf die FMH Finanzberatung. Das treffe zwar nicht auf die Zinssätze innerhalb einzelner Institute zu, sei aber beim Vergleich der Konditionen verschiedener Banken möglich.
Die FAZ rechnet anhand der FMH-Angaben vor, dass ein Immobilienkredit mit zehn Jahren Laufzeit bereits für 2,39 Prozent Zinsen im Jahr erhältlich sei. Zugleich erhielten Anleger für Festgeld mit zehn Jahren Laufzeit bis zu 3,80 Prozent Zinsen.
Experten zufolge sind große Unterschiede auf dem Bank- und Versicherungsmarkt für die jeder wirtschaftlichen Theorie widersprechenden Zustände ursächlich. So gibt es Banken und Versicherer, die aufgrund eines glimpflichen Krisenverlaufs auf großen Liquiditätsbeständen sitzen und das im Übermaß vorhandene Geld anlegen müssen. Da deutsche Staatsanleihen fast keine Zinsen mehr abwerfen, werden Immobilienkredite zu sehr niedrigen Zinssätzen vergeben. Gleichzeitig mangelt es anderen Instituten an Liquidität, so dass diese über hohe Zinssätze im Einlagengeschäft eingesammelt wird.
Geschäftsmodell für Eigentümer?
Wer selbst in die Rolle einer Bank schlüpfen und durch das Leihen und Verleihen von Geld eben solches verdienen möchte, benötigt dazu eine unbelastete Immobilie und eine Bank, die mitmacht. Die günstigsten Immobilienkredite gibt es nur für Kredite mit einem Beleihungsauslauf bis 60 Prozent. Damit das Geld zehn Jahre fest angelegt werden kann, muss die Bank auf eine Zweckbindung und Tilgungsleistungen während der Laufzeit verzichten.
Die FAZ rechnet vor, dass sich nach Abzug von Steuern mit 100.000 Euro in zehn Jahren Zinserträge in Höhe von rund 32.000 Euro erwirtschaften lassen. Die Zinskosten des Kredits sowie die Kosten für die Eintragung der Grundschuld würden sich auf 24.000 Euro summieren, wenn die Anlagesumme mit einem der günstigsten Hypothekenkredite am Markt bestritten würde. In zehn Jahren ließe sich so ein Nettoertrag in Höhe von rund 8.000 Euro erwirtschaften.
Risikofrei ist dieser Ertrag aber nicht. Schließlich kann die Bank insolvent werden. Vor allem bei Instituten mit Sitz im Ausland ist nicht sicher, ob es bei einer extremen Krise im Finanzsektor zu einer Entschädigung kommen könnte.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 07.12.2012 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 07.12.2012
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Schlagwörter: Neues Geschäftsmodell für Eigentümer, Zinsen für Kredite, Zinsen für Festgeld
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