Ratenkredit: 2/3-Zinssatz ist eine Luftnummer
Der 2/3-Zinssatz ist ein Flop: Banken können mit etwas Kreativität weiterhin mit Lockzinsen werben, die in der Praxis nur ein geringer Teil der Kundschaft tatsächlich erhält.
Insgesamt erscheint der Nutzen der Verbraucherkreditrichtlinie aus dem Jahr 2010 für Kreditnehmer überschaubar.
Der 2/3-Zinssatz, auch als repräsentativer Zinssatz bezeichnet, ist seit Juni 2010 eine verpflichtende Angabe für Banken, die Verbrauchern Kredite mit bonitätsabhängigen Konditionen anbieten. Der Zinssatz soll für 2/3 der Kreditnehmer auch tatsächlich erhältlich sein und damit Lockvogel-Werbungen unterbinden.
Wie kommt der 2/3-Zinssatz zustande?
Will eine Bank mit einem möglichst niedrigen 2/3-Zinssatz werben, muss sie dafür sorgen, dass in die Berechnung des Zinssatzes sehr zinsgünstige Kredite einfließen. Mit etwas Kreativität lässt sich das ohne große Investitionen bewerkstelligen. Banken könnten etwa mit Autohändlern, Warenhäusern oder Elektronikmärkten kooperieren. Diese Unternehmen kurbeln den Verkauf ihrer Produkte oft über Ratenzahlungen zu niedrigen oder gar keinen Zinsen an.
Die Kredite werden von Banken zu marktüblichen Konditionen vergeben und durch die Händler subventioniert. Die Zahlung des Händlers an die Bank fließt anders als der quersubventionierte Effektivzins aber nicht in den 2/3-Zinssatz mit ein. Auf diese Weise lassen sich arithmetische Mittel genauso wie Mediane verschieben.
Auch in den Details des Antragsprozesses bei Onlinekrediten könnten sich Maßnahmen dieser Art verbergen. In die Berechnung des 2/3-Zinssatz fließen nur Anträge ein, die auch tatsächlich gestellt werden. Banken können die Antragsformulare im Internet so gestalten, dass eine Antragstellung für viele Kreditinteressenten gar nicht möglich ist: Ausgeschlossen werden könnten etwa Leiharbeiter, Geringverdiener etc. Mit einer solchen Vorselektion lässt sich die durchschnittliche Antragsqualität erhöhen. Der 2/3-Zinssatz bezieht sich dann auf eine über das gewöhnliche Maß hinaus beschränkte Grundgesamtheit und verliert dadurch zusätzlich an Aussagekraft.
Kreditvergleich bleibt die einzige brauchbare Hilfe
Verbraucher können auf Kredite mit bonitätsunabhängiger Verzinsung ausweichen, die im Marktvergleich derzeit ein günstiges Bild abgeben und alle Kunden gleich behandeln. Wo es messbare Bonitätsunterschiede zwischen Kreditnehmern gibt, führt ein Einheitszinssatz allerdings überwiegend zu Verlierern.
Banken ziehen die rote Linie in ihrer Kalkulation bei dem Kreditnehmer, der die Anforderungen an eine Kreditauszahlung zum angesetzten Zinssatz gerade noch erfüllt. Interessenten mit schlechterer Bonität erhalten eine Absage, Interessenten mit besserer Kreditwürdigkeit zahlen dagegen möglicherweise zu viel für ihren Kredit. Die einzige verlässliche Hilfe bei der Suche nach einem günstigen Darlehen bleibt ein qualifizierter Kreditvergleich, den Verbraucher entweder selbst angehen oder einem Vermittler überlassen können.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 26.03.2013 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 26.03.2013
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Schlagwörter: Ratenkredit, 2/3-Zinssatz, Verbraucherkreditrichtlinie, Kreditwerbung, Lockzinsen
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