"WirtschaftsWerkstatt": SCHUFA startet Finanz-Erziehung für Jugendliche
Die SCHUFA hat mit der "WirtschaftsWerkstatt" ein Finanzportal für Jugendliche und junge Erwachsene ins Leben gerufen. Auf dem Portal sollen junge Menschen fit für den Umgang mit Geld und Verträgen gemacht werden und sich selbst ins wirtschaftliche Leben einordnen können. Ein Streifzug durch die WirtschaftsWerkstatt.
Ist Schulden machen eigentlich normal? So lautet die einleitende Frage in der Kategorie "Geld". Die drei anderen Kategorien lauten "Daten", "Verträge" und "Konsum". Das Portal vermittelt Wissen, das für Erwachsene selbstverständlich sein sollte. Untersuchungen kommen immer wieder zu dem Schluss, dass es mit der Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge bei Deutschen jedes Alters hapert. Die eine oder andere Erläuterung der "WirtschaftsWerkstatt" könnte auch direkt an Politiker weitergeleitet werden:
"Ist Schulden machen eigentlich normal?"
"Aber wieso geht’s Deutschland so gut, wenn es doch so viele Schulden hat? Das liegt daran, dass du Staatsschulden nicht so unmittelbar spürst wie deine persönlichen Schulden, zum Beispiel wenn du dir von einem Freund 20 Euro leihst. Einem Staat sieht man es nicht sofort an, wenn es ihm finanziell nicht so gut geht. Die Supermärkte sind nach wie vor voll, das Licht brennt und das Wasser läuft."
Immerhin benennt die SCHUFA die Konsequenzen für die Zielgruppe des Portals: "Die Folge: Die nächsten Generationen – also auch du – müssen die Schulden irgendwie finanzieren; meistens durch höhere Steuerabgaben oder die Privatisierung von Staatseigentümern wie Gebäuden oder Transportwegen". Ein Patentrezept dafür, wie die heute politisch handelnden von der Schuldenproduktion abgehalten werden können hat die Auskunftei leider auch nicht: Während Privatpersonen mit einem negativen SCHUFA-Eintrag vom Kreditmarkt ausgeschlossen sind, erhalten Staaten mit unterirdischen Ratings Geld aus staatlichen Rettungsprogrammen oder direkt von der EZB. Die Kernbotschaft der WirtschaftsWerkstatt an junge Leute lautet also: "Egal wie viele Schulden Du machst - für die Staatsschulden musst Du zusätzlich haften".
"So löschst Du Deine Daten"
Dass die größte Wirtschaftsauskunftei Jugendliche zu einem sorgfältigen Umgang mit persönlichen Daten aufruft erscheint gleichermaßen lobenswert wie zynisch. Schließlich speichert die SCHUFA Daten zu mehr als 60 Millionen Menschen in Deutschland und greift damit tief in die finanzielle und vertragliche Intimsphäre ein. Das Versprechen der WirtschaftsWekstatt: "Was Privatsphäre ist, bestimmst du!" bezieht sich deshalb vorwiegend auf Daten im Internet, aber keinesfalls auf den eigenen Datenbestand: Dort lassen sich unerwünschte Informationen in der Regel nicht löschen.
Als "Herzstück" der WirtschaftsWerkstatt bezeichnet die SCHUFA einen "interaktiven Lern- und Erfahrungsraum". In diesem könnten Jugendliche "ihre eigenen Kompetenzen selbständig ausbauen und entwickeln". Das geschieht in den Kategorien "Beurteilungsvermögen", "Folgebewusstsein", "Eigenverantwortung" und "Konfliktlösefähigkeit".
Beweggründe der SCHUFA?
Dass Jugendliche (und nicht nur die) zu wenig über Geld wissen ist bekannt. Möglicherweise will die SCHUFA mit der "WirtschaftsWerkstatt" zu einem größeren Interesse an Finanzen beitragen. Ob das mit dem Portal gelingt ist zweifelhaft – das Problem dürfte eher bei einem zu geringen Interesse denn an einem zu schmalen Informationsangebot zu verorten sein. Die SCHUFA bietet kostenfreie Lehrer-Fortbildungen an: Unter "Geplante Termine für 2012" (also letztes Jahr) ist lediglich ein einziger für November 2013 angesetzter, dreistündiger Termin zu finden...
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 12.07.2013 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 12.07.2013
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Schlagwörter: "WirtschaftsWerkstatt, Finanzportal für Jugendliche, Ist Schulden machen eigentlich normal
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