Bankkredit schlägt Händlerfinanzierung fast immer
Die Belebung am Automarkt und der zeitig einsetzen Frühling veranlassen immer mehr Banken zu deutlichen Zinssenkungen bei Autokrediten. In den vergangenen Wochen reduzierten mehrere große Institute ihre Effektivzinssätze deutlich. Mehr denn je gilt deshalb: Autokäufer sollten optisch günstige Händlerfinanzierungen nur noch im Rückspiegel betrachten.
Zinssenkungen von bis zu 0,40 Prozent bei Krediten, die schon zuvor weniger als 5,00 Prozent Zinsen kosten sind selten und nicht durch eine akute Entwicklung am Zinsmarkt zu erklären. Banken konkurrieren mit Händlern und Herstellern um die Abwicklung der Finanzierung: Händler locken Käufer mit Krediten ab 0,00 Prozent – dennoch sind Bankkredite fast immer günstiger.
Händlerfinanzierung reduziert Verhandlungsspielraum
Der Grund: Nimmt ein Autokäufer die Ratenzahlung in Anspruch verwehrt der Händler ihm einen Teil der möglichen Rabatte. Die Verkaufsprofis kalkulieren wie folgt: Wird im Verkaufsgespräch einem Interessenten ein Preisnachlass um z. B. 2.000 Euro verwehrt, lehnt der Interessent mit einer Wahrscheinlichkeit von XY Prozent ab, weil der Preis seine Zahlungsbereitschaft übersteigt.
Wird dagegen über ein Ratenzahlung verhandelt reagieren Interessenten weniger sensitiv auf Änderungen am (in Raten zu zahlenden) Preis: Die Wahrscheinlichkeit einer Absage wegen 30-50 Euro Ratenunterschied pro Monat ist deutlich geringer als eine Absage wegen eines größeren einmaligen Betrags.
Vergleichsrechnung: Bankkredite sind günstiger
Wer das nicht glaubt kann die Probe aufs Exempel machen und zunächst selbst über mit einem Händler über den Kaufpreis bei Ratenzahlung verhandeln und anschließend einen Bekannten bitten, sich als Barzahler auszugeben. Ein in beiden Fällen vorhandenes Verhandlungsgeschick vorausgesetzt ist anschließend bekannt, wie hoch der exklusiv für Barzahler erhältliche Rabatt ausfällt. Dann heißt es nachrechnen.
Ein derzeit marktübliches Fallbeispiel: Ein Händler ermöglicht die Finanzierung eines Fahrzeugs im Wert von 25.000 Euro ohne Anzahlung in 36 Monatsraten zu einem Effektivzins in Höhe von 0,00 Prozent. Die monatliche Rate beträgt dementsprechend 694,45 Euro (aufgerundet). Die Gretchenfrage: Welcher Kreditbetrag lässt sich mit dieser Monatsrate in 36 Monaten finanzieren?
Schon 6-7 Prozent Rabatt reichen aus
Bei einem - derzeit auch bei Krediten mit bonitätsunabhängiger Verzinsung durchaus erhältlichen – Effektivzins in Höhe von 4,36 Prozent lässt sich mit der Monatsrate ein Nettokreditbetrag in Höhe von 23.410 Euro finanzieren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ab einem zusätzlichen Barzahler-Rabatt von 1590 Euro bzw. 6,4 Prozent der Bankkredit die günstigere Variante ist.
Händler und Hersteller setzen bei der Kalkulation ihrer Angebote häufig auf Komplettpakete aus Finanzierung, Versicherung und Service. Viele Käufer halten das für günstige Angebote. Die Praxis sieht anders aus: Wie die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Ausgabe von "Finanztest" berichtet, sind insbesondere die Versicherungspolicen der Pakete zu teuer. Die Verbraucherschützer errechneten für einen 35jährigen Modellkunden und einen 1-er-BMW einen jährlichen Preisunterschied in Höhe von 679 Euro für Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung gegenüber Verträgen auf dem "freien" Versicherungsmarkt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 24.02.2014 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 24.02.2014
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Schlagwörter: Autokredite, Zinssenkungen, Bankkredit schlägt Händlerfinanzierung
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