Bargeld statt Blockchain: Cash ist bequem, sicher und benutzerfreundlich
Wenn es nach vielen Politikern, hochrangigen Bankern und nahezu sämtlichen Anbietern von bargeldlosen Zahlungsmitteln, wird Bargeld bereits abgeschafft. Der Trend bewegt sich längst in diese Richtung, wie Bargeldobergrenzen, Umtauschaktionen und der interessierte mediale Druck belegen.
Wir haben uns die Argumente für eine Bargeldabschaffung angesehen - und geben Contra!
So weit ist die Bargeldabschaffung schon vorangeschritten
Wie viele im weitesten Sinne politisch motivierte, einschneidende Änderungen scheint auch die Abschaffung des Bargeldes den Bürgern „auf Raten“ präsentiert zu werden. Es werden Bargeldobergrenzen eingeführt und große Geldscheine abgeschafft.
In Deutschland befindet sich der Trend weg von Scheinen und Münzen noch in einem Frühstadium, in anderen Ländern ist Cash längst eine Rarität. Im Folgenden stellen wir mehrere internationale Entwicklungen vor, die den Trend hin zum künftigen Verbot von Bargeld bestätigen.
Kaum noch Bargeld in Schweden
In Schweden wird fast überhaupt nicht mehr mit Bargeld bezahlt. Ein ▶ Artikel der FAZ aus dem Jahr 2016 konstatierte, dass
Die FAZ berichtete über weitere für deutsche Verhältnisse (noch) kurios anmutende Verhältnisse. So seien Kollektomaten in Kirchen längst an der Tagesordnung und hätten den Klingelbeutel ersetzt. Auch die Verkäufer von Obdachlosenzeiten hätten sich mit Kartenlesegeräten ausgestattet, um ihre an Barzahlung nicht mehr interessiere Kundschaft nicht zu verlieren. In Schweden wird demnach nur noch jede fünfte Transaktion mit Bargeld bezahlt, während es in Deutschland immer noch mehr als jede zweite Bezahlung ist.
Zusammenfassung:
In Schweden ist Bargeld auf dem Rückmarsch. Viele Banken nehmen kein Bargeld mehr an, die Zahl der Geldautomaten sinkt beständig, auch Kleinstbeträge in der Bäckerei und am Kiosk werden mit Karte gezahlt. Sogar Klingelbeutel in Kirchen sind bargeldlos.
Bargeldobergrenze in immer mehr europäischen Ländern
In Deutschland gilt seit Ende Juni 2017 eine „kleine“ Bargeldobergrenze: Bei Transaktionen oberhalb von 10.000 EUR muss sich der Käufer dem Verkäufer ausweisen. Diese Regelung soll nach Darstellung der Regierung der Bekämpfung von Geldwäsche dienen. Die Grenze lag zuvor bei 15.000 EUR.
Auf Ebene der Europäischen Union wird eine EU-weite Bargeldobergrenze von 5.000 EUR diskutiert. Das Bundesfinanzministerium hatte zu diesen Plänen stets Zustimmung signalisiert, die Bundesbank sich mit dem Verweis auf eine „politische Entscheidung“ herausgehalten.
Frankreich
In Frankreich dürfen Einheimische gegenüber Händlern nur bis maximal 1.000 EUR Barzahlung leisten. Für Steuerausländer gilt eine Grenze von 15.000 EUR. Transaktionen unter Privatpersonen fallen nicht unter die Grenze, hier ist ab 1.500 EUR eine Rechnung vorgeschrieben.
Spanien
In Spanien können Einheimische bis maximal 2.500 EUR in bar zahlen, Ausländer ohne Wohnsitz in Spanien bis 15.000 EUR. Alles darüber hinaus muss via Banküberweisung abgewickelt werden, um Strafen in Höhe von bis zu 25 % der geleisteten Barzahlung zu vermeiden.
Die Situation in Portugal
In Portugal wurde eine Höchstgrenze von 1.000 EUR eingeführt. Was darüber hinaus geht, muss via Banküberweisung, Karte oder Scheck bezahlt werden. Für Transaktionen unter Verbrauchern gilt die Bargeldobergrenze nicht.
In Italien
Italien hatte zeitweise eine Bargeldobergrenze von 1.000 EUR eingeführt, hat dieser aber zwischenzeitlich auf 2.999,99 EUR erhöht. Die Anhebung dient nach Darstellung der italienischen Regierung der Konjunktur.
Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland hat eine Karte entwickelt, auf der die Regelungen zu Bargeldzahlungen in den Ländern der EU verzeichnet sind.
Screenshot: Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland hat eine Karte mit Informationen zu Einschränkungen bei Bargeldzahlungen entwickelt
Quelle: ▶ Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland: Höchstgrenzen Bargeldzahlung
Zwangsumtausch großer Mengen Bargeld in Indien
Im fernen Indien ereignete sich im November 2015 ein Paukenschlag: Die Regierung erklärte 80 % des umlaufenden Bargelds im Zuge einer Blitzreform schlicht für ungültig. Inhaber des Bargeldes sollten so zum Umtausch in neue Noten gezwungen werden. Dies sollte nach Darstellung der Administration einen Schlag gegen Schwarzgeld und Korruption darstellen.
Die meisten Beobachter bezweifeln, dass dies die einzigen Motive hinter der Aktion sind. So wurden nach Informationen des ▶ Nachrichtensenders n-tv dutzende Dörfer für „bargeldfrei“ erklärt, die Nutzung von Bezahl Apps stieg spürbar an.
Abschaffung des 500-Euro-Scheins durch die EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Frühjahr 2016 das Aus für 500-Euro-Scheine beschlossen. Die bislang größten Banknoten sollen ab Ende 2018 nicht mehr ausgegeben werden – schon jetzt sinkt die Zahl der neu im Umlauf befindlichen Scheine deutlich.
Auch wenn die 500-er ihren Wert auf unbegrenzte Zeit behalten sollen und schon heute viele Händler die Annahme der Noten verweigern, stellt die Abschaffung einen kleinen „Meilenstein“ auf dem Weg zu einem gänzlichen Bargeldverbot dar.
Mario Draghi in einer EZB-Pressekonferenz dazu:
Wie sehr die Abschaffung des Bargelds die Wirtschaftsakteure der Abhängigkeit von Institutionen ausliefert, zeigt ein Blick auf die Kosten der Tresorhaltung. Diese steigen durch die Abschaffung großer Noten deutlich, so dass Banken den Negativzinsen der EZB nur noch sehr begrenzt durch Bargeldlagerung entkommen können.
Zusammenfassung:
In den meisten europäischen Ländern gelten bereits Bargeldobergrenzen, schon bald könnte ein solches Limit auf EU-Ebene eingeführt werden. Der 500-Euro-Schein wird schrittweise umgetauscht. In Indien wurden Banknoten über Nacht für ungültig erklärt.
So argumentieren die Befürworter der Bargeldabschaffung
Die bargeldlose Welt findet viele Befürworter. Zu diesen zählen nicht ganz überraschend alle, die an jeder bargeldlosen Transaktionen mitverdienen und als zentrale Abwicklungsinstanz an Macht gewinnen möchten: Kartengesellschaften, aber auch „Internetriesen“ wie Google und Apple. Aber auch in der Politik und bei Behörden findet die Idee eines Bargeldverbots Zuspruch.
Visa, MasterCard und Co.
Im August gab MasterCard Vorstandsmitglied Ann Cairns der „Süddeutschen Zeitung“ ein Interview. Ihre provokante These: Bargeld diskriminiere die Armen, bargeldloses Zahlen könne demnach einen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten. Cairns Argument: Werden z.B. Bahntickets online erworben, erhielten Verbraucher sehr viel häufiger Rabatte und Vergünstigungen als beim Kauf gegen Barzahlung.
Visa, MasterCard, Google, Apple und Co. Haben ein Interesse an einer Bargeldabschaffung. Wird mit Bargeld bezahlt, entfallen die beiden Säulen des Geschäftsmodells dieser Unternehmen: Verdienen an der Transaktion und Gewinnung von Daten. Die Unternehmen lassen nichts unversucht, bargeldlose Zahlungen so einfach und unkompliziert wie möglich zu gestalten. So haben Visa und MasterCard in den letzten Jahren kontaktlose Bezahlverfahren entwickelt, bei denen Geld durch bloßes Heranhalten an ein Lesegerät abgebucht wird – bei Kleinbeträgen sogar ganz ohne PIN und Unterschrift.
MasterCard rief bereits vor Jahren ganz unverblümt zum „Krieg gegen das Bargeld“ auf, bei Visa nennt sich das Vorhaben „Vision“. Beide Gesellschaften propagieren auffällig oft die Vorteile bargeldlosen Zahlens für Entwicklungsländer. Dem Konsumenten in den Industrieländern wird mitgeteilt: Bargeldlos ist einfach, smart und sicher, Bargeld dagegen riskant und von gestern.
Politik und Behörden
In politischen Kreisen gibt es viele Befürworter einer bargeldlosen Welt. Einem Bericht der FAZ zufolge soll die amerikanische Entwicklungshilfebehörde USAid in den Einzug großer Banknoten in Indien involviert gewesen sein: „Drei Wochen vor der Reform gab USAid in einer Pressemitteilung die Gründung der Initiative „Catalyst: Inclusive Cashless Payment Partnership“ bekannt – dies sei der nächste Schritt der Partnerschaft mit dem indischen Finanzministerium. Catalyst solle „multiple Koordinationsprobleme“ lösen, die bislang die „Penetration“ der indischen Geschäftswelt und gerade der geringverdienenden Bevölkerung für bargeldlose Zahlungen blockiere. Inzwischen ist just diese Mitteilung aus der Liste der Pressemitteilungen von USAid verschwunden.“
Zu den prominentesten Befürwortern einer Bargeldabschaffung gehört der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Er argumentiert seit Jahren, Bargeld sei nur für das organisierte Verbrechen unverzichtbar. Überraschend offen weist er zudem auf die Eigenschaft des Bargelds als Schranke für die Geldpolitik hin: Schrumpfgeld sei nur in einer bargeldlosen Welt gänzlich umsetzbar.
In dem oben verlinkten Beitrag der FAZ wird auch auf einen Kommentar des für Bargeld zuständigen EZB-Direktors Yves Mersch verwiesen. Dieser hatte gegen die Abschaffung des 500-Euro-Scheins gestimmt. Mersch zufolge treibt ein „Anti-Bargeld-Kartell“ die Abschaffung des Bargelds voran. Zu diesem zählten „Alchemisten“ (Zentralbanker und Volkswirte, die negative Zinssätze für einen Konjunkturstimulus halten), FinTech-Unternehmen und Law-and-Order-Vertreter.
Die Hauptargumente für eine Bargeldschaffung zielen auf die Bekämpfung von Terrorismus, organisierter Kriminalität und Geldwäsche ab. Allerdings ist es noch keinem Bargeldgegner gelungen nachzuweisen, dass derlei Unrecht nicht auch in einer bargeldlosen Welt anzutreffen ist.
Auch die Kosten des Bargelds werden häufig ins Feld geführt: Bargeld muss gedruckt und erneuert werden, es besteht das Risiko von Schäden durch Falschgeld und Bargeld erfordert Sicherheitsmaßnahmen wie z. B. Tresore, Geldtransporter, Kameras, Sicherheitspersonal etc.
Zusammenfassung:
Ein Bargeldverbot findet Befürworter auf wirtschaftlicher und ideologischer Grundlage. Die wirtschaftlichen Interessen von Visa, MasterCard, Google und Apple sind leicht nachvollziehbar: Es geht um Profit an jeder Transaktion und eine gewaltige Menge Daten über Konsumenten. Ideologen finden sich z. B. in den Zentralbanken und beim IWF: Sie glauben, dass Geldpolitik in einer bargeldlosen Welt besser funktioniert.
Pro-Argumente für Bargeld
Die Befürworter einer Bargeldabschaffung führen ausschließlich Nachteile von Scheinen und Münzen und Vorteile anderer Zahlungsmittel ins Feld. Erfreulicherweise kontert die Deutsche Bundesbank diese einseitige Betrachtungsweise nun mit einer neuen Studie. Diese wurde durch Malte Krüger von der Hochschule Aschaffenburg und Franz Seitz von der Hochschule Weiden durchgeführt. Die Bundesbank beschreibt die Studie: „Als Basis für eine sachlich fundierte Diskussion rund um das Thema Bargeld ist die gleichrangige Betrachtung der Kosten- und der Nutzenaspekte unabdingbar.
Während den Kostenaspekten in der Literatur viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, bleiben die Nutzenaspekte meist weniger berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund hat sich die Deutsche Bundesbank entschieden, eine externe Studie in Auftrag zu geben, die insbesondere die baren Zahlungsinstrumente in Deutschland analysiert und die damit einhergehenden Kosten sowie den Nutzen evaluiert.“
Bundesbank-Studie belegt Nutzen von Bargeld
Die Forscher kommen zu einem für Bargeldgegner ernüchterndem Ergebnis: Es gebe kein elektronisches Zahlungsmittel, das all die Vorteile von Bargeld vereine. Weiter: Es sei auch nicht vorstellbar, dass ein solches Zahlungsmittel jemals existieren könnte.
In den folgenden Abschnitten sollen deshalb die Vorteile thematisiert werden, die Bargeld jedem Benutzer ganz automatisch bietet. Die Auflistung berücksichtigt nicht zuletzt die Ergebnisse der Bundesbank Bargeld Studie, bildet diese aber nicht 1:1 ab.
Bargeld ist anonym
Anonymität ist in Zeiten von „Big Data“ ein hohes, da knapper werdendes Gut. Ein Teil der Verbraucher steht der Datensammlung durch Kartengesellschaften und Internetriesen mehr oder minder gleichgültig gegenüber – ein anderer Teil aber wünscht sich zumindest für einen Teil der Transaktionen mehr Privatsphäre. Schließlich räumt ein ausschließlich unbar abgewickelter Zahlungsverkehr dem Staat viele Kontrollmöglichkeiten ein. Diese werden womöglich nicht vom ersten Tag an genutzt. Irgendwann aber wird der Zeitpunkt kommen, an dem Verbraucher stärker kontrolliert werden.
Denkbar wäre, dass mit steigendem Kostendruck im Gesundheitswesen irgendwann jene zur Kasse gebeten werden, die bestimmte Nahrungsmittel „zu oft“ kaufen: Alkohol, Tabak, fettige Speisen… Welcher Speiseplan dann noch ohne Strafzuschlag erhältlich ist, entscheidet womöglich eine Behörde. Solange es Bargeld gibt, sind derartige Vorhaben undenkbar.
Bargeld ist ohne Dienstleister einsetzbar
Unbares Bezahlen erfordert stets die Existenz eines Dienstleisters. Das gilt im Übrigen auch für Kryptowährungen wie Bitcoin, bei denen die Dienstleister („Miner“) lediglich dezentral organisiert sind. Bargeld kann ohne einen direkt an der Transaktion beteiligten Dienstleister eingesetzt werden. Natürlich erfordert Bargeld eine Zentralbank und Ressourcen für die Distribution - an der eigentlichen Transaktion sind jedoch nur die beiden Parteien beteiligt.
Wenn eines Tages eine Handvoll Unternehmen den gesamten globalen Zahlungsverkehr abwickelt: Wie ist gewährleistet, dass diese Macht nicht missbraucht wird oder in die falschen Hände gelangt? Vielleicht entscheiden eines Tages 1.000 IT-Experten über den Zahlungsverkehr. Diese könnten sich vernetzen und organisieren und unter Androhung von Destabilisierung des weltweiten Zahlungsverkehrs Privilegien einfordern. Wer könnte das zuverlässig verhindern?
Bargeld funktioniert auch bei Internet- und Stromausfall
Bargeldzahlungen sind unabhängig von Internet und Elektrizität. Fallen Daten- oder Stromleitungen aus, kann dagegen nicht mit Karten und anderen unbaren Zahlungsmitteln bezahlt werden. Bargeld gewährleistet für solche Szenarien somit zumindest kurzzeitig eine gewisse Immunität, auch wenn die Distribution selbstredend ebenfalls Datenleitungen und Strom erfordert.
Barzahlung ist schnell, einfach und für alle Beträge möglich
Barzahlungen funktionieren genauso schnell wie eine Papyal Transaktion, sind aber sehr viel einfacher. Es ist nicht erforderlich, dass beide Parteien dieselbe E-Wallet nutzen und sich an ihr Passwort erinnern können. Barzahlungen sind zudem gänzlich unabhängig von der Bonität möglich, während viele unbare Zahlungsmittel für einen Teil der Konsumenten gar nicht erhältlich ist. Barzahlen ist zudem für jeden beliebigen Betrag möglich (Vorgaben des Gesetzgebers einmal ausgenommen). Bei E-Wallets gibt es Tages- und Wochenlimits sowie Limits für grenzüberschreitende Zahlungen.
Barzahlungen sind unwiderruflich und nach Willen der Beteiligten dokumentiert
Zahlt ein Konsument in bar, besteht für den Verkäufer kein Ausfallrisiko mehr. Eine Barzahlung ist damit unwiderruflich. Für viele andere Zahlungsmittel gilt dies nicht. Lastschriften können noch nach Monaten widerrufen werden und platzen. Dasselbe gilt (wenn auch mit etwas größeren Hürden) für Transaktionen mit Kreditkarten. Barzahlungen lassen sich zudem dokumentieren, wenn Anonymität nicht gewünscht ist: Die zahlende Partei kann von der empfangenden Partei eine Quittung verlangen und dies zur Voraussetzung für die Transaktion machen. Im Hinblick auf einen möglichen Nachweis ergeben sich dadurch keine Nachteile.
Bargeld ist ein sicheres Zahlungsmittel
Bargeld kann durch Raub, Diebstahl oder Unaufmerksamkeit verloren gehen oder durch Feuer etc. vernichtet werden. Dennoch ist Bargeld ein sicheres Zahlungsmittel, weil derlei Verlust relativ selten ist und zudem meist nur kleinere Beträge betrifft. Bargeld ist nicht online: Verluste und Funktionseinschränkungen durch Hackerangriffe sind nicht möglich. Das ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber allen anderen Zahlungsmitteln.
Mit Bargeld kann auch im Internet bezahlt werden
Wir möchten an dieser Stelle keine Werbung für einen bestimmten Dienstleister machen. Gleichwohl möchten wir darauf hinweisen, dass Barzahlungen auch bei Onlineshops möglich sind.
Die Funktionsweise: Käufer erhalten im Onlineshop einen Barcode und legen diesen zusammen mit dem Zahlbetrag an einer Kasse des Barzahlen.de Netzwerkes vor. Der Kassierer nimmt das Bargeld entgegen und bestätigt dem Onlinehändler in Echtzeit den Geldeingang, so dass Ware sofort versendet werden kann. An das Netzwerk sind bundesweit ca. 10.000 Filialen von Einzelhändlern und Drogeriemärkten angebunden. Quelle: ▶ https://www.barzahlen.de/de/partnerfilialen
Bitcoin vs. Bargeld: Ist die Welt verrückt geworden?
Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sind derzeit in den Schlagzeilen, weil die Kurse der virtuellen Währungen in die Höhe schießen. Ist Bitcoin wirklich besser als Bargeld?
Wir meinen: Nein. Zahlungen mit Bitcoin können anonym sein, Barzahlungen sind es immer. Um mit Bitcoin zahlen zu können, sind Elektrizität und Internet erforderlich – beides ist in Krisensituationen womöglich nicht gewährleistet. Das Verlustrisiko bei Bitcoin betrifft im Zweifel das gesamte Kontoguthaben, das bei einem Hackerangriff leicht im Nirvana verschwinden kann. Wer Bargeld auf dem Dachboden vergisst, findet es womöglich irgendwann wieder. Wer den Private Key zur Bitcoin Wallet vergisst, kommt nie wieder an sein Guthaben.
Anhänger von Kryptowährungen sehen in diesen ein Bollwerk gegen staatliche Eingriffe, das Bargeld in der Tat nur mit Abstrichen sein kann, weil der Staat das Bargeld druckt. Ist Bitcoin tatsächlich gegen jede Intervention durch Staaten gefeit? Kritische Überlegungen sind angesichts des aktuellen Hypes um die Kryptowährung angebracht.
Würden Bitcoin und Co. Ausschließlich unter sehr IT-affinen Nutzern als Zahlungsmittel eingesetzt, wären die Kryptowährungen wohl tatsächlich gegen staatliche Eingriffe gefeit. Dann aber wäre der Wert gering, weil es an Anwendern und Akzeptanzstellen fehlte. Die Hausse bei Kryptowährungen wird durch die Annahme genährt, dass Bitcoin und Co. Irgendwann überall akzeptiert sind. In diesem Fall müssten auch nicht IT-affine Nutzer die virtuelle Währung in großer Zahl einsetzen. In diesem Moment wäre also Reichweite bzw. Verfügbarkeit ein entscheidendes Merkmal. Reichweite und Verfügbarkeit lassen sich aber sehr wohl durch den Staat einschränken.
Ein sehr IT-affiner Anwender lässt sich durch die Schließung mehrerer großer Marktplätze sicherlich nicht beeindrucken – der weniger involvierte Nutzer dagegen schon. Fühlt sich der Staat durch Bitcoin bedroht, wird er die Akzeptanz im Handel verbieten und liquide Marktplätze schließen. Die Reichweite würde dadurch soweit eingeschränkt, dass Bitcoin keine Alternative zu einer etablierten Währung und zu Bargeld darstellen könnte.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Statement des Bargeldgegners Kenneth Rogoff aus einem Interview mit dem TV-Sender CNBC. Im Laufe des Interviews aus dem Jahr 2016 wurde gemutmaßt, dass Bürger bei einer Bargeldabschaffung auf Bitcoin ausweichen könnten. Rogoff argumentierte, dass Bitcoin nicht allzu häufig genutzt würden. Und sollte sich das ändern, ließe es sich verhindern (O-Ton: „they would prevent that“).
Fazit
Die Befürworter eines Bargeldverbots argumentieren mit geringeren Kosten, mehr Sicherheit und weniger Kriminalität. Vieles spricht jedoch für die Auffassung des EZB-Direktors Yves Mersch, der ein „Anti-Bargeld-Kartell“ aus FinTechs, Zentralbanken und Law-and-Order-Anhängern hinter den Bestrebungen zur Abschaffung des Bargelds vermutet. Wenn es kein Bargeld mehr gibt, sind eines Tages womöglich sehr wenige Personen in einer gewaltigen Machtposition.
Außerdem könnte der Staat den wehrlosen, gläsernen Verbraucher nach Ermessen des jeweils aktuellen Zeitgeistes sanktionieren. Bargeld ist sicher, anonym, einfach und erfordert weder Strom noch Internet noch einen Zahlungsdienstleister. Mittlerweile kann auch im Internet bar bezahlt werden. Bitcoin ist keine Alternative zu Bargeld – sollte sich das einmal andeuten, werden Bargeldgegner auch Bitcoin bekämpfen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 19.09.2017 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Über diesen Beitrag
Veröffentlicht am: 19.09.2017
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Schlagwörter: Bargeld, Bargeldabschaffung, Bargeldobergrenze, Barzahlungen
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die Schweden in der Bäckerei die Tüte Brötchen genauso selbstverständlich mit der Karte zahlen wie die Zeitung am Kiosk und das Bier in der Bar, dass im Café für alles, was weniger als zwanzig Euro kostet, dank Funk-Chip nicht einmal eine Unterschrift oder Pin-Nummer mehr nötig ist; kaum hält der Kunde seine Karte in die Nähe des Lesegeräts, ist der Betrag schon abgebucht.
Dass kleine Rechnungen unter Freunden immer öfter über eine Smartphone-App beglichen werden, die Überweisungen so einfach macht wie Whatsapp-Tippen. Und dass vielerorts nicht einmal die Banken mehr Bargeld annehmen, was für deutsche Ohren wie ein schlechter Witz klingt. Knapp 1800 Filialen führt der schwedische Bankenverband in seiner Statistik, 900 sind schon bargeldlos, Tendenz steigend. Nicht einmal der Verweis, dass Geldautomaten die Funktion der Kassenschalter übernehmen, zieht richtig. Auch deren Zahl sinkt seit 2011 stetig.