Knapp bei Kasse durch Inflation: Kreditnachfrage steigt
Immer mehr Menschen benötigen einen Kredit, um ihren Lebensstandard zu halten. Der Grund dafür ist die hohe Inflation. Diese und andere unerfreuliche Ergebnisse förderte eine Umfrage der Wirtschaftsauskunftei SCHUFA zutage.
Die Umfrage hat es in sich. 38 % der befragten Verbraucher erwarten laut der repräsentativen "SCHUFA Verbraucherumfrage", dass es ihnen in Zukunft zunehmend schwer fallen wird, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Im Januar gaben dies noch 28 % der Befragten an - ein Anstieg um zehn Prozentpunkte innerhalb von nur vier Monaten.
14 % benötigen Kredit um den Lebensstandard zu halten
Der Anteil der Befragten, die angeben, für ihren Lebensstandard einen Kredit aufnehmen zu müssen, ist um 40 % gestiegen. 14 % (nach 10 % im Januar) gaben dies in der Umfrage an.
Die Ursache dafür ist nicht ganz überraschend die hohe Inflation.
Nahrungsmittel, Energie, aber auch zunehmend Dienstleistungen kosten deutlich mehr. Dass die bisherigen, empfindlichen Preissteigerungen schon das Ende der Fahnenstange markieren, glauben die meisten Befragten nicht. 82 % gaben in der Umfrage an, weitere Preissteigerungen bei Energie zu befürchten. Steigende Steuern und Abgaben befürchten immerhin 71 %.
Dr. Ole Schröder, Vorstand der SCHUFA Holding AG, kommentierte:
Stimmung gedrückt: 62 % blicken mit Angst in die Zukunft
Die Zurückhaltung der Konsumenten zeigte sich bereits bei diversen Einzelhandelsindikatoren. Auch die SCHUFA Umfrage belegt die großen Sorgen unter den Verbrauchern. 62 % der Befragten blicken demnach sorgenvoll oder mit Angst in die Zukunft - im Januar waren es noch 54 %. Dabei spielt Corona aktuell eine deutlich geringere Rolle als noch im Januar. Dies zeigt, dass die Inflation zusammen mit dem Krieg in der Ukraine die Pandemie als Sorgenbringer Nr. 1 abgelöst hat.
Sorgen machen sich indes keinesfalls nur Geringverdiener, wie mitunter gemutmaßt wird. Auch 53 % der Befragten mit einem Haushaltseinkommen von über 4.000 Euro äußern der SCHUFA Verbraucherstudie zufolge Angst vor der Zukunft. In dieser Einkommensgruppe waren es im Januar lediglich 38 %. Bei Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 2000 EUR geben 72 % an, sich Sorgen zu machen – bereits im Januar waren es jedoch 64 %.
Die schwierige Situation von Haushalten mit geringem Einkommen hat sich somit weiter verschärft, die wahrgenommene Veränderung scheint aber in den höheren Einkommensgruppen und insbesondere in der Mitte größer zu sein.
Welcher Kredit ist jetzt geeignet?
Wer wirklich einen Kredit benötigt, um in Zeiten hoher Inflation über die Runden zu kommen, sollte bei der Auswahl sorgfältig vorgehen. Dabei geht es nicht darum, Zinssätze zu vergleichen - was ohnehin jeder inflationsgeplagte Verbraucher tun dürfte. Es geht auch darum, den richtigen Kredit zu finden. Konkret: Sollte es ein Dispokredit oder ein Ratenkredit sein?
Der Dispokredit ist das Mittel der Wahl, wenn nur kurzzeitig mehr Geld benötigt wird und sich die Überziehung des Kontos absehbar wieder zurückführen lässt. Ist dies nicht der Fall, sollte ein Ratenkredit her.
Umschuldung spart hohe Zinskosten - noch..
Mit einem Ratenkredit lassen sich im besten Fall sogar die monatlichen Lebenshaltungskosten senken. Im Idealfall reicht dies aus, um die inflationsbedingten Zusatzkosten auszugleichen. Möglich ist diese Senkung der Lebenshaltungskosten durch die Umschuldung bestehender Kredite. Eine Einsparung ergibt sich, wenn der Zinssatz des neuen Kredits niedriger liegt als der Zinssatz des alten Kredits.
Ein Beispiel aus unserer Praxis: Kürzlich trat ein Kunde an uns heran, der nach Auswegen aus einem recht teuren Kredit gesucht hatte. Seine Ausgangsituation: Ein Kredit mit einer Restschuld von (für dieses Beispiel leicht abgerundet) 20.000 EUR mit einem Effektivzins von 8 % lief regulär noch drei Jahre lang. Seine monatliche Rate: 624,15 EUR.
Der Kunde erzählte uns, dass seine Lebenshaltungskosten durch eine Mieterhöhung, steigende Energiepreise sowie höhere Preise für den regelmäßigen Lebensmitteleinkauf um rund 200 EUR monatlich gestiegen seien.
Praxisbeispiel: Monatliches Budget um 240 EUR/Monat entlastet
Wir konnten dem Kunden ein Umschuldungsdarlehen über 20.000 EUR vermitteln - zu einem Zinssatz von 6 % effektiv. Als Laufzeit haben wir in Absprache mit dem Kunden fünf Jahre vereinbart. Insgesamt benötigt der Kunde somit etwas länger bis zur vollständigen Tilgung als bei einer Fortsetzung des alten Kredits. Der Vorteil: Die monatliche Rate sinkt sofort auf 385,18 EUR. Der Kunde konnte sein monatliches Budget so um rund 240 EUR entlasten.
Einsparungen durch Umschulungen sind jedoch nur möglich, solange niedrige Zinsen noch erhältlich sind. Derzeit steigt das Zinsniveau jedoch. Verbraucher sollten ihr Kredit- bzw. Umschuldungsvorhaben deshalb nicht auf die lange Bank schieben.
Wie schnell ein Zinsanstieg vor sich gehen könnte, zeigt ein Blick in die USA. Dort hat die Notenbank den Leitzins bereits auf eine Spanne von 0,75 bis 1,0 % erhöht. Doch nun könnte es deutlich schneller gehen: Viele Marktexperten rechnen mittlerweile mit drei Zinsschritten um jeweils 0,75 % im Juni, Juli und September. Bereits am Ende des dritten Quartals könnte der Leitzins in den USA dann bei einer Spanne von 3,0 bis 3,25 % liegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich bislang noch deutlich zurück und hat lediglich eine Zinserhöhung um 0,25 % angekündigt sowie eine weitere um 0,25 % bis 0,5 % im September in Aussicht gestellt. Vor allem deutlich wachsender Druck auf die EZB - etwa durch einen Absturz des Euro-Wechselkurses - könnte auch hierzulande die Zinswende beschleunigen.
Kreditvergabe wird wieder strenger
Generell lässt sich in unserer täglichen Praxis ein verändertes Umfeld für die Kreditvergabe erkennen. Banken ziehen die Kreditvergaberichtlinien wieder deutlich an - weil die Ausfallrisiken steigen.
Auch dies ist auf die Inflation zurückzuführen. Höhere Preise bringen Kreditnehmer leichter in Bedrängnis und können Zahlungsausfälle verursachen. Deshalb setzen Banken den kalkulierten monatlichen Betrag für allgemeine Ausgaben deutlich höher an als noch vor einigen Monaten.
Was kosten Kredite aktuell?
Noch sind Kredite günstig zu haben. Bei einem Kreditbetrag über 15.000 EUR und 60 Monaten Laufzeit sind Zinssätze von ca. 4-6 % üblich.
Welcher Zinssatz genau in Betracht kommt, richtet sie auch nach der Bonität des Kunden. Ein hohes, sicheres Einkommen sowie ein hoher SCHUFA Scorewert erleichtern den Zugang zu sehr günstigen Zinsen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt den Sachstand vom 20.06.2022 wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
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Veröffentlicht am: 20.06.2022
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Schlagwörter: Inflation, Knapp bei Kasse, Kreditnachfrage steigt
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