Effektenkredit
Was tun, wenn die Börse fällt, und es ist kein Bargeld da, um geeignet reagieren zu können? Wieder mal nur Wertpapiere im Depot, die mit der Börsenkurve dem Bären den Buckel runter rutschen? Leider wurde das Bare kürzlich für einen Neuwagen investiert, und jetzt fehlt es schmerzlich, denn die Talfahrt scheint am der Sohle angekommen zu sein.
Schlaue Finanzköpfe haben sich für solche Fälle den Effektenkredit einfallen lassen.
Der Effektenkredit kann in zweierlei Form in Anspruch genommen werden.
1. Es wird Geld aufgenommen, um damit Wertpapiere zu kaufen, gerade so wie in oben genanntem Beispiel. Dann gelten die erworbenen Stücke als Pfand für die Leihgabe. Oder
2. Es wird Geld gegen im Depot liegende Wertpapiere geliehen. Ob damit nun Aktien oder Flugtickets in den Süden erworben werden, ist egal.
Der Kredit zum Erwerb von Wertpapieren gegen Verpfändung dieser wird auch als Lombardkredit bezeichnet.
Im Prinzip ist der Effekten- oder Lombardkredit auch nur ein Kredit wie jeder andere. Für eine Sicherheit wird Geld zur Verfügung gestellt, das in der Regel in monatlichen Raten zurückgezahlt wird. Der Unterschied ist hier einfach, dass Wertpapiere diese Sicherheit bieten. Da auf diese Weise genau genommen das eigene Geld beliehen wird – man könnte ja schließlich auch einfach die Aktien aus dem Wertpapierdepot verhökern – gibt es den Effektenkredit oft zu freundlichen Konditionen. Obendrein fallen mitunter auch die Gebühren für die Bereitstellung und Verwaltung flach, und das Geld ist recht flott zur freien Verfügung auf dem Konto.
Wie das aber leider auch in der Praxis aussehen kann, erläutert folgendes Beispiel:
Ihr Depot macht einen guten Eindruck, denn es enthält Wertpapiere im Wert von 50.000 Euro. Damit lässt sich die Bank schon ein wenig bestechen, um ein paar Scheine locker zu machen, und tatsächlich, sie akzeptiert das Depot als Sicherheit. Allerdings wird der gewährte Kreditrahmen keine 50.000 Euro betragen. 50 % der Summe, darüber lässt sich reden – wegen des Risikos der Kurschwankungen. Wenn das dem Anleger zu wenig sein sollte, müsste er sein Depot auf 100.000 Euro aufstocken.
Die Vermutung, dass der DAX nicht noch weiter weg kracht, entpuppt sich aber als Halluzination. Jetzt geht es an der Börse erst richtig in den Keller, und der Kurswert halbiert sich. Plötzlich stehen für einen 50.000 Euro Kredit auch nur noch 50.000 Euro als Sicherheit gegenüber. Jetzt geht es noch weiter runter, und das Depot beträgt nur noch 37.500. Da Banken, wie wir wissen, bei so was empfindlich sind, verlangt das Kreditinstitut kurzfristig und mal eben so 12.500 Euro, damit man dort wieder ruhig schlafen kann. Ist der Anleger aber blank, müssen seine Wertpapiere in dieser Summe herhalten. Wenn die Kurve weiter bröckelt, wird es noch schlimmer. Je volatiler die Einlagen, desto risikoreicher die ganze Angelegenheit, und das Lachen versiegt rasch.
Was wollen wir damit sagen? Nun, schon mancher, der sich auf Pump Aktien gekauft, oder auch nur seine Wertpapiere als Sicherheit für Leihgeld hingegeben hat, liebäugelte später des Öfteren mit einer psychiatrischen Behandlung, wenn die Kurse bröckelten. Kreditfinanzierte Engagements sollten sich wegen des vielfach erhöhten Risikos im engen Rahmen bewegen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und gibt einen bestimmten Sachstand wieder. Neuere Entwicklungen sind im Beitrag nicht berücksichtigt. Eine Haftung für Inhalte wird nicht übernommen.
Zu Effektenkredit passende Beiträge aus creditolo Aktuell:
→ Unterhaltspflicht: Gericht zwingt zu Kreditaufnahme!
→ Effektenkredite: Vorsicht vor der Hebelwirkung
→ Kredit für Lebensversicherung: Urteil stärkt Anleger
Weitere themennahe Kreditbegriffe:
→ Abnahmeverpflichtung
→ Abnehmerkredit
→ Abruffrist
→ Abrufkredit
→ Abstraktes Schuldversprechen
