Factoring
Wer eine Kneipe besitzt, wo die Getränke über die Theke gehen und mit einem Strich auf den Deckel in Rechnung gestellt werden, hat sicherlich noch nie an Factoring gedacht, denn hier ist es in der Regel so, dass der Deckel vor Verlassen des Gasthauses bezahlt wird. Hat der Wirt aber viele Stammgäste, die regelmäßig zum Verzehr erscheinen und gegen Ende des Monats nicht mehr genug Geld zur Verfügung haben, um den voll gestrichenen Deckel zu begleichen, könnte Factoring interessant für ihn werden. Immerhin kann der Wirt nun erst zum Monatsende mit dem Geld rechnen. Schlecht, wenn er es braucht, um frisches Bier einzukaufen.
Mit der Finanzdienstleistung Factoring wäre es dem Wirt möglich, sehr schnell zu seinem Geld zu kommen, denn Favtoring ist eine kurzfristige Umsatzfinanzierung durch einen Dritten, den Factor. Dieser handelt mit Forderungen, die sein Factoring-Kunde wiederum gegen seine Debitoren (Kunden bzw. Abnehmer) erhebt. Der Clou ist, dass der Factor seinem Kunden die Forderungen abkauft. Dafür, dass der Factoring-Kunde nun nicht mehr auf sein Geld warten muss, subtrahiert der Factor vom Forderungsbetrag einen Diskont, den er als seinen Verdienst ansieht. Vorteil für den Wirt: Er ist nun immer „flüssig“, in beiderlei Hinsicht.
Damit wäre eigentlich alles gesagt, gäbe es nicht den Unterschied zwischen echtem und unechtem Factoring.
Das echte Factoring ist im Großen und Ganzen oben bereits erklärt. Wenn der Factor die Forderungen erwirbt, dann gehören sie ihm mit allem drum und dran. Dazu gehört auch das Risiko zu 100%,. Wenn also die erworbenen Forderungen ungehört bleiben, weil sich der Debitor zum Beispiel an einer Insolvenz erfreut, hat der Factor das Nachsehen.
Das unechte Factoring hingegen sehen wir mit der Rechtsprechung verknüpft, dass es sich um eine Sittenwidrigkeit handelt, so dass in Deutschland überwiegend echtes Factoring praktiziert wird. Nicht zuletzt deshalb, weil beim unechten Factoring Probleme mit anderen Sicherungsmitteln auftreten können. Das Ausfallrisiko bleibt beim Factoring-Kunden, so dass unechtes Factoring als Kredit betrachtet werden kann, zu dessen Absicherung die offenen Forderungen dienen.
Factoring muss sich nicht auf eine einzelne Forderung beschränken. Viel mehr ist es Usus, ganze Factoring-Verträge abzuschließen, so dass sich ein Factoring-Unternehmen oder eine Factoring-Bank ausschließlich um die offenen Forderungen ihrer Kunden kümmern. So werden also nach Abschluss eines Factoring-Vertrags alle Forderungen an den Factoring-Dienstleister übertragen, und das für die Dauer der Vertragslaufzeit. Der Kunde hat weniger offene (unbezahlte) Posten, und in seiner Bilanz sinkt die Position der „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“. Das kann das Rating bei der Bank verbessern, was wiederum die Möglichkeit für Blankokredite verbessert.
Die Handhabung der Abgabe von Forderungen an Dritte, damit diese sie einziehen, mag verschiedentlich an Inkasso erinnern. Das hören Factoring-Unternehmen gar nicht gern. Tatsächlich ist ein Unterschied auszumachen, nämlich jener, dass Factoring den Ankauf von Forderungen gegen sofortige Zahlung des Rechnungsbetrages beschreibt. Inkassobüros kümmern sich dagegen ausschließlich um säumige Zahler, die bereits angemahnt wurden.
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