Forfaitierung
Die Forfaitierung mag in mancher Hinsicht ans Factoring erinnern, hat aber damit nur wenig gemein. Forfaitieren kommt aus dem Französischen, wo à forfait "in Bausch und Bogen" ohne Regress bedeutet. Gemeint ist damit der Ankauf von Forderungen (wie beim Factoring), jedoch ohne dass auf den Verkäufer zurückgegriffen wird, wenn es zum Zahlungsausfall kommt. Das betrifft zumindest die echte Forfaitierung. Für den Rechtsbestand der Forderung haftet der Verkäufer dennoch.
Die Forfaitierung (auch Forfaitung genannt) ist besonders bei mittelständischen Unternehmen sehr willkommen, bietet sie doch eine günstige und problemlose Finanzierungsmöglichkeit. Diese insbesondere bei Auslandsgeschäften genutzte Funktion hebt sich in besonderer Weise von einer Finanzierung über Bankkredite ab, da diese durch verschärften internationalen Wettbewerb zunehmend schwieriger zu bekommen sind.
In Zeiten hoher und immer noch weiter steigender Steuern (zumindest in Deutschland) werden gerne Plätze ausgesucht, die diese Last in Grenzen halten. So hat sich London als Drehscheibe für Forfaitierungsgeschäfte etabliert, denn auf der Insel wird keine Wechselsteuer fällig. Diese Form der Finanzierung ist deshalb sogar für inländische Schuldner interessant.
Wie geht nun eine Forfaitierung vonstatten?
Der Forfaiteur, meist im Kittel einer Bank, kauft Forderungen, die ein Forfaitist (Exporteur) gegen einen Importeur nach vertragsmäßiger Lieferung stellt, auf. Somit entsteht eine Finanzierung. Der Verdienst der Bank liegt darin, dass sie eine Summe vom Forderungsbetrag abzieht und für sich behält. Außerdem erhält sie die Rechte aus dem Sicherungsinstrument. Wird der Betrag fällig, zieht der Forfaiteur ihn ein.
Mit den Forderungen gibt der Exporteur aber auch eine Reihe von Unannehmlichkeiten und Risiken ab. So braucht ihn das Ausfallrisiko nicht mehr zu wurmen. Die Forfaitierung entlastet seine Bilanz, da alles in Bargeschäft umgewandelt wird und in den Büchern statt Forderung als liquide Mittel auftaucht, es wird vollständig fremdfinanziert, ohne dass Eigenmittel oder die Deckung eines Kreditversicherers dafür nötig wären, und das Kursrisiko braucht ihn auch nicht mehr zu schrecken. Obendrein übernimmt der Forfaiteur die Inkassofunktion, und schnelle liquide Mittel bestechen den Exporteur sowieso.
Nicht jede Forderung lässt sich mittels Forfaitierung einziehen. Voraussetzungen sind, dass diese Forderungen, ob kurz-, mittel- oder langfristig, abstrakt und vom Grundgeschäft getrennt sein müssen. Auch spielt die Bonität des Schuldners eine tragende Rolle. Ist der Sitz der Bank des Importeurs (das Land also) international nicht kreditwürdig, wird sich kein Forfaiteur finden, ebenso wenig, wenn die Forderungen nicht auf Hartwährungen wie Euro oder Dollar lauten. Außerdem müssen die Forderungen abtretbar und frei von den Rechten Dritter sein.
Auch wenn es so aussieht: Forfaitierung ist nicht gleichbedeutend mit Factoring. Wie oben bereits beschrieben, bedeutet (echte) Forfaitierung der Ankauf von Forderungen, wobei darauf verzichtet wird, bei Zahlungsausfall auf den Verkäufer zurückzugreifen. Bei der unechten Forfaitierung ist ein Rückgriff dagegen nicht ausgeschlossen. Außerdem heißt Factoring, dass sich die Finanzierung auf einen gleich bleibenden Kundenstamm und kurzfristige Zahlungsziele konzentriert. Forfaitierung ist für längerfristige und größere Transaktionen gedacht.
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